„Wasserwelten“ nehmen Gestalt an

Rein ins kühle, neue Nass – heißt es bald für die Seelöwen, Seehunde, Humboldt-Pinguine und Rosapelikane im Zoo Osnabrück. Denn schon in diesem Sommer eröffnet ihr neues Zuhause, die „Wasserwelten“ im Zoo Osnabrück. Die Großbaustelle mit nordischer Kulisse nimmt immer mehr Gestalt an.

„Die ‚Wasserwelten‘ sind mit Blick auf Kosten pro Quadratmeter das teuerste Bauprojekt, das wir je realisiert haben: 7,7 Millionen Euro werden auf 5.000 Quadratmeter verbaut“, so Geschäftsführer Andreas Busemann. Denn sobald Wasser im Spiel ist, wird es teuer. Möglich war der Neubau auf dem alten Bereich zwischen Zoo-Gaststätte und alter Seehundanlage nur dank einer großzügigen Erbschaft von Maria Ahrens sowie einer Förderung über 2,8 Millionen Euro mithilfe von EFRE-Mitteln durch die niedersächsische N-Bank. Architekten, Planer, Handwerker, Bauarbeiter und Künstler konnten in den vergangenen 12 Monaten ungestört und so gut wie ohne Unterbrechung auf der großen Baustelle arbeiten. „Zunächst mussten die alten Anlagen, Pinguin- und Pelikanbecken, Spielplatz und Wasserflächen, zurückgebaut und dann die großen Gruben für die riesigen neuen Becken ausgehoben werden. Teilweise sah es hier aus wie an einem Steinbruch, da der Untergrund sehr steinig ist“, erinnert sich Thorsten Vaupel, technischer Leiter. Inzwischen stehen die riesigen Seelöwen- und Seehundbecken inklusive täuschend echter Felsgestaltung, die gemeinsam das gleiche Beckenvolumen haben, wie das 50 Meter Becken im Nettebad, nämlich circa 2.000.000 Liter Wasser bei 3 Meter Tiefe. Sie sind eingerahmt von einer nordischen Fischerdorfkulisse mit bunten Holzhäusern und unterteilt durch einen Unterwassergang mit Einblicken auf die Schwimmkünste der Wasserbewohner. Eine Dünenlandschaft, Bereiche für Humboldt-Pinguine und Rosapelikane mit Durchgangselementen für die Besucher sowie ein maritimer Kinderspielplatz vervollständigen die „Wasserwelten“ bis zur Eröffnung am 7. Juli 2022.

Aus dem Dornröschenschlaf geweckt

Der Entwurf stammt von den Architekten der Firma dan pearlman Erlebnisarchitektur, die seit rund 20 Jahren in sich stimmige Erlebniswelten realisieren und als Generalplaner für Architektur und Landschaftsplanung verantwortlich sind. „Vorher befand sich hier im Zoo ein Bereich, der sich ein wenig im Dornröschenschlaf befand. Nun bekommt dieses Areal ein komplett neues Gesicht und ist nicht mehr wiederzuerkennen. Wir haben für die Tiere mehr Platz geschaffen und gleichzeitig ein stimmiges Bühnenbild für die Besucher geschaffen, das ein völlig neues Gefühl vermittelt – gerade, wenn man nun draußen an der Gastronomie sitzt und auf die Fischerdorfkulisse schaut“, beschreibt Kieran Stanley, Architekt bei dan pearlman Erlebnisarchitektur und zuständig für die „Wasserwelten“. Eine besondere Herausforderung für das Konzept war der enge Zeitplan, sowohl vor der Antragsstellung bei der N-Bank, als auch in der Durchführung: „Wir haben erst vor zwei Jahren mit der Planung gestartet und vor einem Jahr mit den Bauarbeiten – das ist für so ein Projekt sehr ehrgeizig. Deswegen haben sich auch Baustart und letzte Planungen noch etwas überlappt. Zusätzlich war es für uns Architekten auch nicht einfach alle Bereiche auf dem begrenzten Areal mit Höhenunterschieden unterzubringen“, so Stanley. Wichtig war dabei auch den touristischen Bogen zwischen Osnabrück und Nordsee zu schlagen, wie von der Zoogeschäftsleitung und der N-Bank gewünscht, um hier Synergieeffekte für beide Destinationen zu schaffen.

Baukosten und Zeiten dank realistischer Planung eingehalten

Peter Korthals, Projektleiter beim Architektur- und Ingenieurbüro pbr Planungsbüro Rohling AG, betraut mit der Ausschreibung und Projektbetreuung der „Wasserwelten“, beschreibt die Herausforderungen beim Bau: „Durch die enge Fläche und nur wenige Zufahrtswege entstanden immer wieder Sackgassen beim An- und Abtransport von Baumaterialien oder Bauschutt. Zusätzlich bauen wir auf einer bestehenden und in der langen Zoogeschichte dynamisch gewachsenen Fläche. Wir konnten uns nie ganz sicher sein, wo vielleicht noch Wasser- oder Stromleitungen langverlaufen.“ pbr betreut die Baustelle und koordiniert alle Gewerke. Dabei ging es auch um die Einhaltung des Zeitplans: „Wir haben einen sehr ambitionierten Zeitplan, denn aufgrund der Erbschaft war vorgegeben, dass das Geld bis Ende Juni 2022 verbaut sein muss. Das haben wir zum Glück geschafft. Wir hatten keinerlei Lieferschwierigkeiten bei Baustoffen und auch die beteiligten Baufirmen haben immer entsprechend des Zeitrahmens gearbeitet.“ Gründe für den reibungslosen Ablauf sieht Korthals in der realistischen und punktgenauen Planung, sodass Baustoffe zu den angedachten Zeiträumen und den jeweils geplanten Kosten auch wirklich abgerufen wurden.

Für Tierpfleger und Tiere passende Bedingungen

Für Thorsten Vaupel, technischer Leiter im Zoo Osnabrück, ist es das erste Bauprojekt in dieser Größenordnung. Er hatte als Revierleiter und Tierpfleger den Bau der nordischen Tierwelt „Kajanaland“ begleitet und vorher auch den Ausbau der Löwenanlage betreut. „Trotzdem ist dies natürlich nicht vergleichbar. Meine Aufgabe besteht darin, dass alles hinsichtlich der Tierhaltung und auch der späteren Arbeit der Tierpfleger passt. Das ist schon eine Herausforderung – von der Zeichnung bis hin zur fertigen Tierwelt.“ Als nächstes werden nun die riesigen Glasscheiben für die Unterwassereinblicke eingesetzt, Malerarbeiten sind geplant und die Außenbereiche in Form von Heide- und Dünenlandschaften gestaltet. „Besonders toll finde ich den Blick von der Zuschauertribüne über die Mole mit den Fischerhäuschen im Hintergrund. Dan pearlman und alle Beteiligten haben einfach ein in sich geschlossenes Thema geplant und realisiert, wirklich schön.“ Eine besondere Herausforderung war für Vaupel die Filtertechnik für die Wasserbecken: „Wir haben in anderen Zoos geschaut, was wo wie und gut läuft oder nicht so gut läuft und dann unsere Entscheidung getroffen. Mit dem jetzigen System sind wir überzeugt, eine besonders gut funktionierende Lösung gefunden zu haben. Die Anlage kann bei Höchstleistung innerhalb von fünf Stunden das komplette Wasser filtern und wir brauchen nur alle ein bis zwei Jahre das komplette Wasser wechseln. Eventuell müssen zwischendurch Taucher den Beckenboden von Sediment befreien“, so Vaupel.

Tiere ziehen Ende Juni in ihr neues Zuhause

Während die letzten Bauarbeiten laufen, sind Seehunde, Seelöwen, Humboldt-Pinguine und Rosapelikane in ihren bestehenden oder in Übergangsquartieren untergebracht, wie Andreas Wulftange, zoologische Leitung, erklärt: „Unsere Seelöwen können in ihrer alten Anlage bleiben, die Humboldt-Pinguine haben ein Übergangsgehege neben der Gaststätte, in dem sie sich auch so wohl fühlen, dass sie bereits mehrfachen Nachwuchs bekommen haben. Dort sind sie allerdings für Besucher nicht zu sehen.“ Die Rosapelikane sind zurzeit in einem provisorischen Außengehege sowie in ihrem Haus durch Fenster direkt an der Baustelle zu sehen. „Die Seehunde tauchen zurzeit an einer überraschenden Stelle im Zoo auf und unter: Sie leben in einem Teich in der nordischen Tierwelt ‚Kajanaland‘ und sorgen dort für begeisterte Besucher, wenn diese sie dort so unvermutet entdecken“, so der Biologe. Für alle Tiere wird es dann Ende Juni in die neuen Becken gehen, damit sie sich bis zur Eröffnung am 7. Juli mit Niedersachsens Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann und Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter noch eingewöhnen können.

 

Corona-Hinweis: Bis zum einschließlich 02.04.2022 gilt im Zoo Osnabrück die 3G-Regel. Die Tierhäuser sind geöffnet und mit einer FFP2-Maske zugänglich. Neue Corona-Vorgaben für den Zoobesuch finden Sie hier.