Viruslast bei an Herpes erkranktem Minh-Tan sinkt

Im Zoo Osnabrück keimt langsam Hoffnung auf: Der an Herpes erkrankte Jungelefant Minh-Tan wurde in den vergangenen Tagen intensiv von einem internationalen Team behandelt. Nun scheint die Viruslast langsam zurückzugehen. Die Krankheit kann für Elefanten in jungen Jahren tödlich enden.

„Wir sind zurzeit vorsichtig optimistisch. Nach intensiver Behandlung mit Medikamenten, Plasmatransfusionen und Flüssigkeitszufuhr geht die Viruslast in Minh-Tans Blut nun nach und nach zurück – ein gutes Zeichen“, so Zootierarzt Jannis Göttling. Die letzten zehn Tage waren eine extreme Herausforderung für das Zooteam. Mehrmals täglich musste der Elefant unter Sedation behandelt werden, um sein Leben zu retten, Nachtschichten und stundenlange Fahrten zu Laboren in den Niederlanden und Belgien inklusive. Noch ist Minh-Tan allerdings nicht ganz über den Berg. Weitere Blutproben müssen Freitag oder Montag genommen und untersucht werden. „Entwarnung können wir erst geben, wenn drei Faktoren passen: Minh-Tan muss gesund aussehen, die Blutwerte, wie die Entzündungswerte, müssen gut und die Viruslast im Blut muss niedrig sein.“ Minh-Tan mache zwar soweit einen gesunden Eindruck, er sei aufmerksam und frisst, nur die Blutwerte sind – trotz positiver Tendenz – noch nicht wieder komplett einwandfrei.

Internationale Zusammenarbeit für Minh-Tan

Aktuell braucht Minh-Tan keine Medikamente mehr zu bekommen. „Eine große Hilfe bei der Behandlung war die Unterstützung von Kollegen aus verschiedenen Zoos und Forschungseinrichtungen: Zur Seite standen uns der Allwetterzoo Münster, das Leibniz Institut für Zoo- und Wildtierforschung und der Zoo Pairi Daiza aus Belgien, der die größte Herde Asiatischer Elefanten in Europäischen Zoos beherbergt. Mit dem gesammelten Wissen und der Erfahrung konnten wir Minh-Tan die bestmögliche Behandlung nach aktuellsten Standards und Erkenntnissen ermöglichen. Auch die logistische Unterstützung durch verschiedene Tierarztpraxen der Region hat zum Erfolg beigetragen. Ein riesiges Dankeschön dafür von unserem gesamten Team,“ so Andreas Wulftange, zoologische Leitung im Zoo Osnabrück. Zoogeschäftsführer Andreas Busemann bedankt sich bei allen Mitarbeitenden und Elefantenfreunden: „Die Behandlung von Minh-Tan ist eine großartige Teamleistung, an der so viele Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Abteilungen mitgewirkt haben – das ist wirklich ein außergewöhnliches Engagement. Außerdem möchten wir uns für die vielen Spenden für Minh-Tans kostenintensive Behandlung bedanken, das hat uns sehr geholfen.“

Der fast fünfjährige Bulle Minh-Tan bleibt vorerst unter strenger Beobachtung von Tierärzten und Tierpflegern, wird aber ab und zu wieder auf die Außenanlage dürfen. Besucher können das Elefantenhaus nun wieder betreten. Der Zoo wird erneut informieren, sobald weitere Erkenntnisse im Genesungsprozess vorliegen.

Im Zoo Osnabrück leben aktuell insgesamt fünf Asiatische Elefanten: Leitkuh Douanita (35), ihre Tochter Sita (9 Jahre), Sohn Minh-Tan (knapp 5 Jahre), Sohn Yaro (1,5 Jahre), und der erwachsenen Elefantenbulle Luka (49 Jahre, Vater von Yaro).


Wissenswertes zu Herpesviren bei Elefanten

Elefanten sind vom sogenannten Endotheliotropen Elefanten Herpesvirus betroffen. Jede Säugetierart hat spezifische Herpes-Erreger. Selbst Asiatische und Afrikanische Elefanten haben unterschiedliche Virustypen. Elefanten können Träger sein, ohne zu erkranken. Meistens sind Jungtiere bis zum 9. Lebensjahr von ernsthaften Krankheitsverläufen betroffen.

Herpes ist keine Zookrankheit. Die Herpesviren der Elefanten setzten sich etwa zeitgleich von allen anderen Herpesviren ab, als die Elefanten sich von anderen Säugetierarten abspalteten. Auch in der Wildbahn sind Erkrankungsfälle bekannt. Das Virus verursacht zahllose kleine, aber in der Summe massive Blutungen im gesamten Gefäßsystem, einschließlich des Dünndarms und des Herzens.

Elefanten können nicht gegen Herpes geimpft werden, da die Herpesviren noch nicht klassifiziert und sich noch nicht züchten lassen, wodurch die Forschung zur Entwicklung eines Impfstoffs erschwert wird. Die Universität Utrecht forscht an der Entwicklung eines Impfstoffs.

Die Krankheit kann mit dem schnellen Einsatz von antiviralen Medikamenten behandelt werden, aber dies ist nur bei rund einem Drittel der Fälle erfolgreich.

Quellen: Verband der Zoologischen Gärten, Universität Zürich