Neue Geier in neuer Anlage

Hera und Hades heißen die beiden neuen Mönchsgeier im Zoo Osnabrück, die Anfang September nicht nur neu in den Zoo, sondern auch in eine komplett neue Anlage zogen. Denn dank der Haarmann Stiftung und des Fördervereins Osnabrücker Zoo konnte die Voliere für 70.000 Euro komplett neu gebaut werden.

„Als Natur- und Umweltstiftung ist es uns natürlich ein besonderes Anliegen Projekte zu unterstützen, die bedrohten Tierarten helfen. Da Mönchsgeier eine gefährdete Tierart sind und es deswegen zahlreiche Nachzuchtprogramme und Auswilderungsprojekte gibt, wollten wir gerne dem Zoo Osnabrück helfen seine Haltungsbedingungen für die Mönchsgeier zu verbessern“, so Antonius Fahnemann, Vorstandsvorsitzender der Haarmann Stiftung Umwelt und Natur. Dank des Umbaus, den die Stiftung mit 50.000 Euro förderte, kann der Zoo sich nun weiter am offiziellen Zuchtprogramm beteiligen. „Ohne die Förderung hätten wir den Umbau nicht realisieren können und hätten aus der Haltung aussteigen müssen. Da wir uns fast ausschließlich selbst finanzieren müssen und nur einen sehr geringen städtischen Zuschuss erhalten, fehlte uns einfach das Geld dafür. Deswegen bedanken wir uns besonders herzlich bei der Stiftung“, betonte Zoogeschäftsführer Andreas Busemann. Da jedoch alleine die neue Stahlkonstruktion schon fast 50.000 Euro kostete, legte der Förderverein Osnabrücker Zoo noch 20.000 Euro für die Fertigstellung oben drauf, wie die Vorsitzende Diana Coppenrath berichtete. „Die Anlage ist jetzt flächenmäßig doppelt so groß und wir haben kein Spitzdach mehr, sondern ein etwa sechs Meter hohes Kuppeldach und bieten den Tieren so mehr Flugraum. Außerdem haben wir den Teich etwas flacher gestaltet, sodass die Tiere besser baden können und sie haben ein wettergeschütztes Nest erhalten“, erläutert der wissenschaftliche Kurator Andreas Wulftange die Bauarbeiten. Die Gärtner des Zoos setzten der Heimat der Geier entsprechend mediterrane Pflanzen wie Thymian, Ginster, Kriechwacholder oder Kiefern ein und eine Auszubildende zur Tierpflegerin verschönerte die Betonwand mit passenden Landschaftsmalereien.

 

Neues Mönchsgeierpaar harmoniert

Anfang September zogen dann die neuen Bewohner ein, nachdem das letzte Osnabrücker Männchen vor den großen Bauarbeiten nach England gezogen war. Wulftange stellte die beiden neuen Schützlinge vor: „Hera kam 2012 tatsächlich im Zoo Osnabrück zur Welt, Hades stammt aus einem französischen Vogelpark. Sie haben in Belgien in einer Verpaarungsstation für Vögel zusammengefunden. Dort kommen mehrere Weibchen mit mehreren, genetisch passenden Männchen zusammen und Hera hat ihn erwählt.“ Deswegen seien die Prognosen auf Nachwuchs gut. Zwar habe Hera noch kein Ei gelegt, aber beide zeigen Paarungsverhalten mit beispielsweise Brutgeschenken vom Männchen an das Weibchen. „Die neue Anlage scheint den Greifvögeln gut zu gefallen. Sie sind zwar manchmal ein wenig nervös, da sie sich noch an die neue Umgebung gewöhnen müssen, aber insgesamt wirken sie doch recht gelassen. Zurzeit probieren Hera und Hades noch die verschiedenen Sitzplätze auf Steinen oder auf den Baumstämmen aus und haben noch keinen Lieblingsplatz“, beschreibt Wulftange. Langfristig sei der Plan, dass noch Waldrappen, etwa gänsegroße Ibisse, in den Bereich als Untermieter einziehen. „Aber zunächst sollen sich die beiden Mönchsgeier in Ruhe einleben. Bei der Nachzucht der Mönchsgeier zählt zurzeit jedes Jungtier, deswegen ist es besonders wichtig, dass sich die Mönchsgeier bei uns wohlfühlen und hoffentlich bald brüten werden.“

 

In Europa nur noch wenig Vorkommen

Mönchsgeier werden von der Weltnaturschutzorganisation IUCN zwar „nur“ als „gering gefährdet“ eingestuft, aber sie sind vor allem in Europa in vielen Teilen ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets beinahe oder gänzlich verschwunden. Neben Südeuropa zählt auch Zentralasien zu ihrer ursprünglichen Heimat. Zwischen 7.200 und 10.000 Paare soll es in der Natur laut IUCN noch geben. Der Zoo Osnabrück beteiligt sich sowohl an dem europaweiten Zuchtbuch der zoologischen Gärten für Mönchsgeier als auch an einem Auswilderungsprojekt. Dem Zoo Osnabrück war die Nachzucht bei den Mönchsgeiern bereits einige Male gelungen, zuletzt 2012. Zwei Mal konnte der Zoo auch schon eigenen Nachwuchs auswildern: in Spanien auf Mallorca und in Frankreich. Waldrappen sind vom Aussterben bedroht. Wie die Mönchsgeier waren sie ursprünglich in Europa beheimatet, wurden aber vom Menschen verdrängt und in einigen Gebieten vollständig ausgerottet.

   


Wissenswertes zum Mönchsgeier (Aegypius monachus)

Mönchsgeier gehören zu den Altweltgeiern und sind in Südosteuropa und Zentralasien beheimatet. Mönchsgeier sind nach dem Bartgeier die zweitgrößten Greifvögel Europas. Sie werden bis zu einen Meter groß und haben eine Flügelspannweite von bis zu 295 Zentimetern. Sie ernähren sich größtenteils von Aas, besonders von mittelgroßen und großen Säugetieren. Mönchsgeier tragen eine „Halskrause“ aus Federn, ähnlich der Mönchskutten aus früherer Zeit. Daher der Name Mönchsgeier. Von der Weltnaturschutzorganisation IUCN werden sie als „gering gefährdet“ eingestuft.