Nashornjungtier: Pathologischer Bericht liegt vor

Nun hat der Zoo Osnabrück Gewissheit: Nashornbulle Moses kam Anfang Juni bereits tot zur Welt. Die pathologische Untersuchung unterstreicht die Vermutung des Zoos, dass das Jungtier aufgrund von Sauerstoffmangel während des Geburtsprozesses noch im Mutterleib verstorben ist.

„Der Tod des Jungtieres ist weiterhin sehr traurig für uns, dennoch wissen wir nun, dass wir nichts hätten anders machen können“, so Zootierarzt Thomas Scheibe. „Der pathologische Bericht hat ergeben, dass die Lunge nicht belüftet war, das heißt, es ist kein Sauerstoff hineingekommen und das Jungtier kam bereits tot zur Welt.“ Darauf deuteten auch die blauen Schleimhäute hin, die der Zootierarzt mit Kollege Jannis Göttling bereits direkt nach der Geburt festgestellt hatte. Sauerstoffmangel während der Geburt ist bei Nashörnern, genauso wie bei Pferden, eines von mehreren Risiken. Dessen war sich das Team bewusst und hatte deswegen auch Sauerstoffflaschen parat. „Insgesamt gleicht die Suche nach der Todesursache immer einem Puzzlespiel“, so Scheibe. „Bei der pathologischen Untersuchung fanden die Experten keinerlei Missbildungen, Infektionen oder andere Auffälligkeiten. In Zusammenhang mit der nicht belüfteten Lunge deutet nun alles auf die Todesursache des Sauerstoffmangels während der Geburt hin. Das Kalb war normal entwickelt und auch die Geburt an sich verlief bis auf das Ende völlig normal.“

Das Team rund um Scheibe und den zoologischen Leiter Tobias Klumpe hatte die erste Schwangerschaft der Nashornkuh Amalie und die erste Nashornschwangerschaft für den Zoo intensiv betreut und die Geburt akribisch vorbereitet – auch in Begleitung externer Nashornexperten und inklusive Nachtwachen in den letzten Wochen. Als die Geburt am Freitagabend, den 4. Juni, einsetzte, verlief sie zunächst genauso wie vorhergesagt. Doch als das Jungtier schließlich zur Welt gekommen war, bewegte und atmete es nicht. Die lebensrettenden Maßnahmen der Zootierärzte brachten keinen Erfolg und so konnten die Zoomitarbeiter nur noch den Tod des langersehnten Nachwuchses feststellen. „Das Tier zeigte von Anfang an keinerlei Lebenszeichen oder Vitalfunktionen und reagierte nicht auf Reize. Dass das Tier in Hinterendlage auf die Welt kam, spielte dabei wohl kaum eine Rolle, denn auch diese ist ganz natürlich“, erklärt Scheibe.

Knapp drei Wochen nach dem tragischen Ereignis zeigt sich Tobias Klumpe, Biologe und als zoologischer Leiter zuständig für die Nashörner, optimistisch: „Erstgeburten sind immer mit mehr Risiken behaftet. Das Ereignis war für uns zwar niederschmetternd, aber wir haben uns sehr gut vorbereitet und viel Wissen zusammengetragen. Wichtig ist auch, dass Amalie viel Interesse am Jungtier zeigte und sehr vorsichtig mit ihm umging – sie wird also eine gute Mutter.“ Breitmaulnashorn Amalie geht es nach der Geburt gut, sie ist wieder zurück in der Gruppe mit Kuh Lia und Bulle Miguelin.


Wissenswertes zum Südlichen Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum simum)

Die Südlichen Breitmaulnashörner bewohnen die Savannen des südlichen Afrikas. Sie vertreten die größte aller Nashornarten und erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von bis zu vier Metern und ein Gewicht von zwei bis viereinhalb Tonnen. Nashörner ernähren sich von Gräsern und Kräutern. Die Savannenbewohner sind im wahrsten Sinne des Wortes Dickhäuter: Ihre Haut ist bis zu zwei Zentimeter dick. Breitmaulnashörner können nur auf kurze Distanz sehr scharf sehen – sie sind kurzsichtig – dafür umso besser riechen. Sie haben keine natürlichen Feinde und werden in menschlicher Obhut bis zu 50 Jahre alt. Die Tragzeit beträgt 16,5 Monate.

Nashörner werden zumeist wegen ihrer aus Keratin bestehenden Hörner, die angeblich Heilkraft besitzen, vom Menschen gewildert, das heißt illegal bejagt. Von den Südlichen Breitmaulnashörnern gab es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert nur noch weniger als 100 Tiere. Dank intensiver Schutzmaßnahmen konnte sich bis heute ein Bestand von wieder rund 18.000 Tieren entwickeln (WWF 2019). Das Südliche Breitmaulnashorn gilt als potenziell gefährdet (IUCN Red List).