Elefant Minh-Tan auf gutem Weg

Endgültige Entwarnung für den an Herpes erkrankten Elefant Minh-Tan im Zoo Osnabrück können die Zootierärzte zwar noch nicht geben, aber eine positive Tendenz ist dennoch ersichtlich: Die Blutprobe am gestrigen Montag zeigte, dass die Viruslast deutlich gesunken, allerdings immer noch hoch ist.

„Die sinkende Viruslast ist ein gutes Zeichen, auch angesichts des bereits zweiwöchigen Krankheitsverlaufs. Dennoch ist Minh-Tan noch nicht ganz über den Berg und wir können noch nicht komplett Entwarnung geben“, so Zootierarzt Thomas Scheibe. Dennoch sei das Zooteam weiterhin vorsichtig optimistisch, auch da es dem Asiatischen Elefanten augenscheinlich gut geht. So berichten seine Pfleger, dass Minh-Tan wieder ganz der Alte sei. Er fresse, betreibe Körperpflege, indem er sich beispielsweise mit Sand bewirft, oder spiele mit dem aufgehängten Reifen wie vor der Erkrankung. „Das sind alles gute Zeichen. Zusätzlich kontrollieren wir ihn jeden Morgen tiermedizinisch. Wir prüfen beispielsweise die Mundhöhle und die Augen auf Veränderungen oder messen die Temperatur“, so Scheibe. Eine weitere Behandlung mit Medikamenten sei aktuell nicht notwendig. „Wir kontrollieren jetzt regelmäßig die Viruslast im Blut, um zu sehen, wann er kein Virusausscheider mehr ist. Auf jeden Fall steigt von Tag zu Tag die Wahrscheinlichkeit, dass er durchkommt. Die nächste Blutprobe nehmen wir voraussichtlich Ende dieser oder Anfang nächster Woche“, so Scheibe. Der Zoo informiert, sobald es Neuigkeiten gibt.

Wer Elefant Minh-Tan besuchen möchte, hat auch am nahenden NRW-Feiertag Fronleichnam und am kommenden Wochenende gute Chancen: Der Zoo hat zu den üblichen Zeiten geöffnet und Minh-Tan ist häufig draußen auf der Anlage oder auch im Elefantenhaus zu sehen.

Hintergrund

Der Asiatische Elefant Minh-Tan war vor zwei Wochen an einem Elefanten Herpesvirus erkrankt. Diese Erkrankung verläuft bei etwa zwei Dritteln der Jungelefanten tödlich. Das Osnabrücker Zoo-Team behandelte den fast fünfjährigen Elefanten mit Hilfe aus anderen Zoos, Institutionen und Laboren mehrere Tage im 24-Stunden-Takt. Im Zoo Osnabrück leben Elefantenkuh Douanita (35 J.), Tochter Sita (9 J.), Sohn Minh-Tan (4 J.), Sohn Yaro (1,5 J.) und der erwachsene Elefantenbulle Luka (49 J., Vater von Yaro).


Wissenswertes zu Herpesviren bei Elefanten

Elefanten sind vom sogenannten Endotheliotropen Elefanten Herpesvirus betroffen. Jede Säugetierart hat spezifische Herpes-Erreger. Selbst Asiatische und Afrikanische Elefanten haben unterschiedliche Virustypen. Elefanten können Träger sein, ohne zu erkranken. Meistens sind Jungtiere bis zum 9. Lebensjahr von ernsthaften Krankheitsverläufen betroffen.

Herpes ist keine Zookrankheit. Die Herpesviren der Elefanten setzten sich etwa zeitgleich von allen anderen Herpesviren ab, als die Elefanten sich von anderen Säugetierarten abspalteten. Auch in der Wildbahn sind Erkrankungsfälle bekannt. Das Virus verursacht zahllose kleine, aber in der Summe massive Blutungen im gesamten Gefäßsystem, einschließlich des Dünndarms und des Herzens.

Elefanten können nicht gegen Herpes geimpft werden, da die Herpesviren noch nicht klassifiziert und sich noch nicht züchten lassen, wodurch die Forschung zur Entwicklung eines Impfstoffs erschwert wird. Die Universität Utrecht forscht an der Entwicklung eines Impfstoffs.

Die Krankheit kann mit dem schnellen Einsatz von antiviralen Medikamenten behandelt werden, aber dies ist nur bei rund einem Drittel der Fälle erfolgreich.

Quellen: Verband der Zoologischen Gärten, Universität Zürich