Das große Zählen von 2.728 Tieren

Im Zoo Osnabrück werden einmal jährlich alle Tiere gezählt und die Zahlen zusammengetragen. Neben den Bestandszahlen lässt sich so auch übersichtlich ermitteln, welche Tierarten in den letzten 12 Monaten den Zoo verlassen haben und welche neu hinzugekommen sind. Doch wie zählt ein Zoo eigentlich flinke Fische, Ameisen oder Korallen?

Die Tierpfleger im Zoo Osnabrück haben über ihre Tiere natürlich immer einen genauen Überblick, doch um bei über 2.000 Zootieren die Gesamtentwicklung vergleichen zu können und auch Zahlen an die entsprechenden Behörden leiten zu können, wird am Ende jeden Jahres der gesamte Tierbestand von ihnen gezählt. „Zum 31. Dezember 2021 hatten wir genau 2.728 Tiere aus 285 Arten im Zoo“, weiß Katja Lammers, wissenschaftliche Assistentin im Zoo Osnabrück, deshalb zu berichten. „Das sind sechs Arten weniger als Ende 2020, allerdings auch 515 Individuen mehr als zuvor.“ Bei der Biologin Lammers laufen im Zoo alle Daten zusammen, die von den Tierpflegerinnen und Tierpflegern gemeldet werden. Die meisten Vertreter und Arten sind wie im Vorjahr mit 92 Arten und 1164 Individuen bei den Fischen zu finden. Es folgen die Säugetiere mit 80 Arten und 536 Individuen, die Vögel mit 54 Arten und 332 Individuen, die Wirbellosen mit 38 Arten und 579 Individuen, die Reptilien mit 18 Arten und 92 Individuen und die Amphibien mit 3 Arten und 25 Individuen. „Verabschiedet haben wir uns 2021 vor allem von Arten bei den Vögeln und Reptilien. Unter ihnen gibt es aber auch eine ganz neue Art: die Zweifarben-Fruchttauben. Die asiatischen Vögel gab es bei uns zuvor noch nie. Unter den Säugetieren ist die Abgabe unserer elf Kapuzineraffen die populärste Veränderung“, so Lammers. Die Gründe dafür, warum sich der Zoo von manchen Arten trennt, stehen meistens im Zusammenhang mit steigendem Platzbedarf und einer Verbesserung der Tierhaltung im Zoo.

Über 500 Fische im Amazonasbecken

Während bei großen Tieren wie bei den Asiatischen Elefanten Veränderungen auch den Besuchern schnell auffallen, ist dies bei anderen Tieren häufig weniger schnell der Fall, zum Beispiel bei den Fischen im „Tetra Aquarium“. Dort ist in einem Becken 2021 ein ganzer Schwarm kleiner und daher eher unauffälliger Fische hinzugekommen. „Im 2021 komplett renovierten Amazonasbecken sind Ende des Jahres 500 Rote Neons eingezogen, die dort unter anderem mit ebenfalls neuen Sterbas Panzerwelsen zusammenwohnen“, berichtet Lammers. „Die kleinen Fische erklären auch den starken Anstieg unter der Gesamtzahl aller Individuen im Zoo.“ Wer vor dem großen Aquarium steht, kann sich dabei zurecht fragen, wie es der Zoo schafft, die 500, etwa drei Zentimeter langen Fische zu zählen. „Unsere Tierpfleger nutzen dafür einen einfachen Trick. Sie machen ein Foto vom Becken und zählen die Fische dann auf dem Bildschirm. Anders wäre das gar nicht möglich“, verrät Lammers das Geheimnis. Anders als bei den Roten Neons, ist Zählen bei den Korallen auch mit fotographischer Hilfe unmöglich. Die bunten Tiere werden von Besuchern zwar häufig für Pflanzen gehalten, tatsächlich handelt es sich jedoch um ortsständige, koloniebildende Nesseltiere, die somit auch in der tierischen Inventur erfasst werden. „Es ist gar nicht so einfach zu unterscheiden, wo eine Koralle aufhört und die andere beginnt. Wir zählen sie deshalb in Einheiten. Eine Einheit hört immer dort auf, wo es keine Verbindung mehr zu einer andern gibt“, beschreibt Lammers das Vorgehen. So kann der Zoo Osnabrück etwa die Anzahl seiner Steinkorallen, die in der Natur durch steigende Meerestemperaturen immer stärker bedroht sind, auf 35 Einheiten beziffern, von denen 2021 fünf nachgezüchtet wurden.

Das große Krabbeln unter der Erde

Während Korallen in Einheiten dokumentiert werden, lassen sich andere Tiere nur als ganzes Volk zählen. Zu Hunderten krabbeln etwa Glänzenden Zuckerameisen neuerdings im „Unterirdischen Zoo“ durch ihre Gänge neben der Anlage der Nacktmulle. „Unsere Ameisen, ob Glänzenden Zuckerameisen oder die Blattschneiderameisen im ‚Tetra-Aquarium‘, zählen wir als ganzes Volk. Ein Volk wird in der Statistik somit als ein Individuum gerechnet. Das liegt auch daran, dass wir unmöglich nachverfolgen können, ob eine Ameise stirbt oder neu schlüpft, denn Ameisen entfernen ihre Toten eigenständig.“ Ebenfalls neu im „Unterirdischen Zoo“ sind 18 Hausratten. Die Nagetiere werden in Niedersachsen vom Niedersächsischen Landesamt für Ökologie als vom Aussterben bedroht gelistet, unter anderem weil sie von den anpassungsfähigeren Wanderratten verdrängt werden. „Hausratten waren früher weit verbreitet und galten sogar als Plage. Bei uns im Zoo leben sie gegenüber der heute viel weiter verbreiteten Wanderratten. Im Gegensatz zu ihnen sind unsere Hausratten aber etwas scheu und manchmal benötigt man ein klein wenig Geduld, um sie zu entdecken.“, erklärt Lammers.

Erste Zoogeburt 2022 hat Streifen

Dass die Zahlen der Zooinventur immer nur eine Momentaufnahme sind, beweist sich auch 2022. Mit dem Tod des bekannten Löwen Nakuru, der am 11. Januar im hohen Alter von 20 Jahren altersbedingt verstarb, musste der Zoo bereits einen prominenten Todesfall im neuen Jahr vermelden. Doch wo ein Leben endet, beginnt häufig auch ein neues. Bereits am 10. Januar wurde im Zoo Osnabrück das kleine Zebrafohlen Melvin geboren. Melvin ist damit die erste Zoogeburt im Jahr 2022, die sich Lammers in ihren Unterlagen notiert. „Melvin ist manchmal noch ein bisschen wackelig auf den Beinen, aber wir versuchen ihn täglich mit seiner Mutter auf die Außenanlage in ‚Takamanda‘ zu lassen. Aktuell müssen wir dabei aber noch auf die Temperaturen achten, damit sich das kleine Fohlen nicht erkältet“, erklärt Lammers. So geht im Zoo Osnabrück das große Zählen von vorne los, damit die Zahlen bei den Wissenschatlern im Zoo immer aktuell bleiben.

Corona-Hinweis

Aktuell gilt im Zoo Osnabrück die 2G-Regel. Die Tierhäuser sind geöffnet und mit FFP2-Maske zugänglich. Neue Corona-Vorgaben für den Zoobesuch immer unter: www.zoo-osnabrueck.de.