Bräutigam-Suche bei den Großen Soldatenaras

Der große Soldatenara gehört zu den stark gefährdeten Tierarten. Im Zoo Osnabrück versucht man deswegen zurzeit einen passenden Partner für Papageien-Weibchen Mandy zu finden und langfristig weitere Paare zusammenzubringen. Aus diesem Grund sind zwei männliche Jungtiere eingezogen.

„Papageien sind in der Partnerwahl etwas wählerisch. Deswegen funktioniert die Zusammenstellung von Brutpaaren in Zoos am besten, wenn man eine Gruppe hält und die Weibchen wählen können“, erläutert Andreas Wulftange, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zoo Osnabrück. Bislang wohnten im Zoo zwei Große Soldatenaras: Mandy (17 J.) und Horsti (32 J.). Doch die beiden kamen sich nicht so richtig näher, wie Kirsten Bischoff, Tierpflegerin und Leiterin des Vogelreviers, berichtet: „Sie kommen gut miteinander aus, aber mehr ist bislang nicht geschehen. Deswegen kamen wir auf die Idee die Gruppe zu erweitern.“ So wendete sich der Zoo Osnabrück an den französischen Zoo des Sables d‘Olonne, der das sogenannte internationale Zuchtbuch für die Großen Soldatenaras führt. Mit einem Zuchtbuch koordinieren die Zoos die Zucht insbesondere bedrohter Arten nach wissenschaftlichen Aspekten, damit die Zoopopulationen gesund und überlebensfähig sind und so zur Arterhaltung beitragen können. „Der Zuchtbuchkoordinator empfahl uns zwei männliche Jungtiere aus der Tierwelt Herberstein in Österreich bei Graz. Zurzeit gibt es vor allem männlichen Nachwuchs in Zoos, der ein Zuhause braucht. Seit Anfang April sind nun Lenny und Karl bei uns“, so Wulftange.


Weiteres Weibchen soll kommen


Die Zusammengewöhnung von verschiedenen Papageien nimmt Zeit in Anspruch und muss mit Bedacht geplant sein. Tierpflegerin Bischoff erzählt: „Zunächst haben wir Horsti und Mandy getrennt von Karl und Lenny gehalten. So konnten die beiden Neuen in Ruhe die Innen- und Außenvoliere kennenlernen. Seit Anfang dieser Woche lassen wir sie tagsüber zusammen und bislang läuft es recht friedlich. Nachts schlafen sie aber noch getrennt.“ Die große Liebe ist bislang nicht ausgebrochen, dafür sind Lenny und Karl auch noch etwas zu jung. Knapp ein Jahr sind sie nun alt und damit auch noch nicht geschlechtsreif. Dafür konnten die Tierpfleger aber beobachten, dass Mandy und Horsti angesichts der neuen Mitbewohner doch etwas enger zusammenrücken. „Vielleicht entdeckt Mandy ja nun im Vergleich doch viele Vorzüge bei Horsti“, schmunzelt Wulftange. Wie auch immer Mandys Wahl ausfallen wird, langfristig ist im Zoo Osnabrück geplant noch ein weiteres Weibchen aufzunehmen, um die Nachzucht der bedrohten Tierart weiter voranzutreiben. Wann das sein wird, darüber entscheiden die aktuelle Nachzucht in anderen Zoos und der Zuchtbuchkoordinator.
Wer die neue Wohngemeinschaft bei den Großen Soldatenaras gegenüber der Kleinen-Kudu-Anlage am Sandkatzenhaus besuchen möchte, kann dies an den Pfingstfeiertagen zu den regulären Öffnungszeiten des Zoos. Ein Besuch lohnt sich, denn am Samstag, Pfingstsonntag und Pfingstmontag berichten die Zoopädagogen bei vielen Tieren Spannendes und Wissenswertes aus der Tierwelt. Die genauen Zeiten der Kommentierungen sind an der Zookasse erhältlich.



Wissenswertes zu den Großen Soldatenaras (Ara ambiguus)


Der Große Soldatenara ist in Südamerika beheimatet. Die Unterart Ara ambiguus guayaquilensis kommt in West-Ecuador vor, die Unterart Ara ambiguus ambiguus findet man von Honduras bis Nordwest Kolumbien. Der Große Soldatenara erreicht eine Gesamtlänge von 85 Zentimetern. Er ist ein Bewohner von Regenwäldern und sommergrünen Wäldern hauptsächlich des Tieflandes, aber auch der Berghänge bis in Höhenlagen von 1.000 Meter, stellenweise 1.500 Meter. Der Gesamtbestand der Art umfasst vielleicht noch 3.700 Vögel, von der Unterart Ara ambigua guayaquilensis aus West-Ecuador (Provinzen Guayas und Santa Elena) gibt es keine 100 Exemplare mehr.
Große Soldatenaras ernähren sich hauptsächlich von Samen, Früchten, Beeren und Nüssen aus den oberen Baumregionen. Große Soldatenaras sind stark von der Waldmandel abhängig, einem 40 bis über 50 Meter hohen Baum, dessen Samen sie vorzugsweise fressen und in dessen Höhlen sie nisten. Mit ihrem kräftigen Schnabel sind sie die einzige Papageienart, die die harte Schale der Waldmandel knacken kann.
Große Soldatenaras leben in kleinen Gruppen zusammen und sind sehr standorttreu. Sie ziehen erst weiter, wenn es nicht mehr genügend Nahrung gibt. Die Weibchen legen ein bis drei Eier, die sie 26 bis 28 Tage bebrüten. Wie bei den meisten anderen Aras beträgt die Nestlingszeit rund 90 Tage und die Jungvögel werden mit sechs bis neun Monaten selbständig. Die Geschlechtsreife erhalten sie mit circa 5 Jahren.
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