Baobab-Bäume und Höhenpfad entstehen

Die Anlage des fünfköpfigen Löwenrudels im Zoo Osnabrück wird momentan flächenmäßig verdreifacht und einschneidend umgestaltet. Die Arbeiten sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen sein.

„Ende letzten Jahres starteten die Umbauarbeiten – seitdem ist hier sehr viel passiert“, freut sich Zoogeschäftsführer Andreas Busemann. „Die Anlage muss den Ansprüchen der Tiere und den geltenden Vorgaben der Behörden angepasst werden. Finanziell ist so ein Umbau immer eine Herausforderung für uns – die Kosten belaufen sich auf rund 2,5 Millionen Euro. Da wir uns größtenteils selbst finanzieren, ist das gar nicht so leicht zu stemmen“, erklärt Busemann weiter. Unterstützung erfährt der Zoo dabei durch den Verein „Löwen für Löwen“: „Vor drei Jahren haben wir den Verein ‚Löwen für Löwen‘ gegründet, um Geld für den Umbau der Anlage zu sammeln“, so Dr. E.h. Fritz Brickwedde, Vorsitzender des Vereins. „Der Verkauf von ‚Löwen-Wein‘, die ‚Löwenmahlzeit‘, das ‚Open Air-Kino‘ und viele andere Aktionen und Veranstaltungen haben Zoo und Verein für die Löwen durchgeführt – auch Schulklassen sammelten Geld  oder Zoofreunde wünschten sich Spenden statt Geburtstagsgeschenke. Wir freuen uns, das Löwenrudel mit über 480.000 Euro unterstützen zu können – die 500.000 Euro-Marke haben wir noch fest im Blick“, so der Vereinsvorsitzende und Präsident der Zoogesellschaft Osnabrück e.V.

 

Baobab-Bäume mit Futterkörben

Die erste große Änderung können Zoobesucher entdecken, wenn sie an der Löwenanlage vorbei in Richtung Löwenrondell gehen, wie der technische Leiter Thorsten Vaupel erklärt: „Hier sieht man direkt schon die Stahlkonstruktion des Höhenpfads, der jetzt mit Holz ausgekleidet wird. Die besondere Herausforderung an der Vergrößerung einer mitten im Zoo liegenden Anlage ist, dass wir nur sehr begrenzt Fläche zur Verfügung haben.“ Daher werden die bisherigen Besucherwege sowie die ehemalige Anlage der Kirk-Dikdiks und Jungfernkraniche in die Löwenanlage integriert und die Besucher über den 132 Meter langen Höhenpfad über die Anlage hinweg geleitet. „So haben wir mehr Fläche für die Tiere und tolle Einblicke für die Besucher – genauso wie in den Tierwelten ‚Manitoba‘ und ‚Kajanaland‘“, freut sich Vaupel. Insgesamt wurden bei den Erdarbeiten bereits 1.000 Kubikmeter Erde bewegt und täglich sind 12 bis 15 Handwerker vor Ort – Zimmermänner, Schlosser, Mauerer, Elektriker und Felsgestalter. Letztere haben bei den Baobab-Bäumen ihren Einsatz. „Auf der Löwen- und auf der Giraffenanlage entsteht jeweils ein Baobab-Baum aus Spritzbeton“, erklärt Vaupel. Die Bäume, die auch als Affenbrotbäume bekannt sind und normalerweise im afrikanischen Tiefland wachsen, werden im Zoo aus Stahl und Beton nachgebaut. Dazu wird eine Stahlkonstruktion auf das Fundament aufgeschraubt und mit Glasfaser-Mesh überzogen. Danach werden mehrere Lagen Beton aufgespritzt, die jeweils zwischen 2 und 5 Zentimetern dick sind. Insgesamt beträgt die Betonschicht 8 bis 9 Zentimeter. „Ein Baum ist bis zu 12 Meter hoch und misst rund 3,5 Meter im Durchmesser. Die Bäume laufen dabei kegelförmig zu. Insgesamt bestehen sie später aus rund 20 Tonnen Beton“, berichtet der technische Leiter. In den Bäumen, die nach der Konstruktion noch naturnah ausgestaltet werden, sind Seilzüge für das Futter verbaut. „Bei den Giraffen verläuft die Seilkonstruktion in dem Baum, sodass die Futterkörbe dort am Boden befüllt und dann hochgezogen werden können. Auch bei den Löwen wird ein Seilzug für Futter am Baum installiert, der eine Zugkraft von 800 Kilogramm hat.“

 

Tierische Bauherren

Auch das neue Löwenhaus selbst nimmt Form an: Der Rohbau steht bereits und wird nach und nach ausgebaut. „Die Besonderheit bei dem Bau eines Hauses für Raubtiere wie Löwen ist, dass auch zum Beispiel berücksichtigt werden muss, dass die Tierpfleger auf den Gängen immer genügend Abstand zu den Tieren halten können. Auch die Sicherheitssysteme benötigen besonders viel Aufmerksamkeit“, erklärt Thorsten Vaupel. Für ihn sei der Umbau der Löwenanlage etwas ganz Besonderes: „Als es 2017 in die Planung ging, war ich auch schon involviert – allerdings als Revierleiter, der für die Löwen zuständig war. Und jetzt bin ich als technischer Leiter Hauptverantwortlicher.“ Tierische Unterstützung in der Bauleitung bekommt Vaupel von den Löwen, wie Andreas Wulftange, zoologische Leitung, weiß: „Unsere Löwen sind sehr neugierig und beobachten ganz genau, was hier passiert. Der Umbau einer Anlage ist nie einfach, denn die Tiere bleiben ja im Zoo und können nicht so leicht in einen anderen Bereich umgesetzt werden. Daher schauen wir auch immer ganz genau, dass der Baulärm die Tiere nicht stört. Die Löwen allerdings sind wirklich aufmerksam und sehen die Bauarbeiten als Abwechslung – besonders, da aufgrund der Baustelle aktuell keine Besucher an den Scheiben mehr entlanggehen können.“

 

Sobald der neue Teil der Anlage fertig gestellt ist, werden die Löwen diesen Bereich beziehen. Die derzeitige Löwenanlage wird damit frei und kann an die Gestaltung der neuen angepasst werden. In Zukunft können die fünf Raubkatzen die gesamte Fläche nutzen, die dann dreimal so groß ist wie die bisherige Anlage. Gemeinsam mit der Nashornanlage, deren Umbau 2019 fertig gestellt wurde, bildet die Löwenanlage die afrikanische Tierwelt „Mapungubwe“, benannt nach dem gleichnamigen Nationalpark in Südafrika. Unterstützt wird der Umbau durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), die Sparkasse Osnabrück, die Stiftung der Sparkasse Osnabrück, die Stiftung der Sparkassen im Landkreis Osnabrück sowie den Verein „Löwen für Löwen“.