Zoo freut sich über Seehundnachwuchs

Zum fünften Mal hat Seehundweibchen Biene im Zoo Osnabrück Nachwuchs bekommen. Mit dem Jungtier lebt nun eine dreiköpfige Seehundfamilie am Schölerberg. Nebenan lebt außerdem ein Humboldt-Pinguin-Küken. 

„Schon seit ein paar Wochen haben wir auf den Nachwuchs gewartet – unserer Seehunddame Biene war nämlich schon deutlich anzusehen, dass das Jungtier nicht mehr lange auf sich warten lassen kann“, schmunzelt Tierpflegerin und Revierleiterin Kirsten Bischoff. Am Donnerstag, 2. Juli war es dann endlich so weit: Bei der allmorgendlichen Kontroll-Runde lag Biene etwas erschöpft am Beckenrand und im größeren der zwei Becken schwamm ein Seehundjungtier. „Wir haben uns sehr gefreut, den kleinen Seehund gesund und munter im Wasser zu beobachten“, so Bischoff weiter. Doch vor einer ungeplanten Aufgabe standen die Tierpfleger noch: Das Becken der Seehundanlage muss einmal die Woche gereinigt werden, was bei der älteren Technik dieser Anlage bedeutet, dass das Wasser komplett abgelassen und erneuert werden muss. „Mehrere Tausend Liter Wasser abzulassen dauert natürlich seine Zeit und so kam es, dass Biene genau in dieser Zeit ihr Jungtier bekam“, erklärt die Tierpflegerin. In der Wildbahn bringen Seehunde ihre Jungtiere während der Ebbe auf Sandbänken zur Welt. Deshalb verläuft die Geburt recht zügig, denn wenn die Flut zurückkommt, müssen die Jungtiere direkt schwimmen können. Die „Ebbe“ am Schölerberg wurde jedoch immer mehr und so wurden Mutter und Kind durch den sinkenden Wasserstand am Übergang vom größeren zum kleineren Becken getrennt.  

Andreas Wulftange, zoologische Leitung berichtet: „Um die Familie wieder zu vereinen, mussten wir das Jungtier aus dem Becken holen und es anschließend zu seiner Mutter setzten. Bei der Aktion hatten wir dann natürlich direkt einen nähren Blick auf den Nachwuchs und konnten feststellen, dass es sich um ein Weibchen handelt. Wir konnten auch sehen, dass es ihr gut geht und sie aktiv und munter ist. Mutter und Kind waren schnell wieder zusammen.“ Getauft wurde die kleine Seehunddame von den Tierpflegern auf den Namen Bente. 

Von Muttermilch zu futterfest

Wieder vereint konnten die Tierpfleger beobachten, dass Biene sofort begann zu stillen und eine Mutter-Kind-Bindung aufzubauen: „Sie legte sich dabei an den Beckenrand und stillte ihr Neugeborenes mehrmals an dem Vormittag“, erzählt Bischoff weiter. Bis Bente etwa acht Wochen alt ist wird sie Muttermilch trinken, danach wird sie sich wie ihre Eltern von Fisch ernähren. „Doch das muss das junge Seehundweibchen erst einmal lernen“, erklärt der Biologe Wulftange. „Wenn wir der dreiköpfigen Seehund-Gruppe einfach regulär Fisch füttern würden, würde Bente kaum etwas abbekommen, denn ihre Eltern Max und Biene sind viel schneller und geübter darin, sich das Futter zu schnappen.“ Aus diesem Grund wird Bente zum Fressen von ihren älteren Artgenossen separiert und sie kann in Ruhe lernen sich den Fisch zu holen – sie wird „futterfest“ gemacht. „Bei der Gelegenheit werden wir erneut näher an das Jungtier herankommen und unser Zootierarzt wird sie untersuchen. Bis dahin lassen wir die Seehundfamilie bei der Jungenaufzucht in Ruhe.“

Viele kleine Punkte

Besucher können Bente neben ihrer Körpergröße auch sehr gut an ihren Punkten erkennen: Neben der Maserung, die das Fell der Seehunde immer hat, hat die kleine Seehunddame schwarze Punkte, die fast an Sommersprossen erinnern. Im Gegensatz zu ihren Geschwistern aus den letzten Jahren ist sie außerdem eine regelrechte „Wasserratte“: Bente schwimmt gerne und viel und schläft auch auffällig häufig im Wasser. „Dabei treibt sie wie eine Boje im Wasser und sinkt schlafend zu Boden. Zum Luftholen taucht sie wieder auf und dann fängt das Spiel von vorne an. So kommt es vor, dass ihre Mutter sie quasi mal aus dem Wasser scheuchen muss“, schmunzelt Bischoff. Nachts kommt die ganze Familie zum Schlafen an Land – ähnlich wie in der Wildbahn, wo die Seehunde auf einer Düne oder Sandbank schlafen. 

Gefiederter Nachwuchs nebenan

Direkt nebenan können Besucher außerdem bei den Humboldt-Pinguinen Nachwuchs beobachten. „Am 22. April schlüpfte ein Pinguinküken, doch leider haben wir schnell festgestellt, dass es von seiner Mutter nicht ausreichend versorgt wird“, erzählt Andreas Wulftange. „Deswegen haben wir uns kurzerhand dazu entschieden das Küken per Hand aufzuziehen.“ Das Küken wurde zu einer Tierpflegerin nach Hause gebracht, damit es dort rund um die Uhr versorgt werden kann. „Ich habe es in eine kleine Wanne mit einem feuchten Handtuch und Kuscheltier gesetzt und den Raum angenehm warm gehalten – so wurde ein Elternteil imitiert, dass das Küken mit seinem feuchten Gefieder wärmt“, berichtet Tierpflegerin Alina Niebler. „Vier bis fünf Mal am Tag musste es zu Beginn mit einem speziell angefertigten Fischbrei gefüttert werden. Dabei habe ich den Schnabel vorsichtig festgehalten und den Brei mit den Fingern gefüttert.“ Das Küken nahm täglich zu und entwickelte sich gut, sodass es bald auch kleine Fischfiletstücke und Sprotten fressen konnte. Niebler erklärt: „Der Körper des Kükens muss sich erst daran gewöhnen Gräten und ganze Fische zu verdauen, deswegen führen wir es sehr langsam an diese Nahrung.“ Seit dem 3. Juni lebt der kleine Pinguin nun wieder am Schölerberg bei seinen Artgenossen, erst im sogenannten „Nichtschwimmerbecken“ und bald wird er mit den andern pfeilschnell durchs tiefe Wasser flitzen. Auch einen Namen hat das Küken schon: Es heißt Clementine und ist ein Weibchen. Bei Humboldt-Pinguinen kann das Geschlecht wie bei vielen Vögeln nur über eine Feder-DNA-Probe bestimmt werden, die am gestrigen Mittwoch, 8. Juli das Ergebnis lieferte.
 

 


 

Wissenswertes zu Seehunden (Phoca vitulina)

Seehunde gehören zur Familie der Hundsrobben. Ein besonderes Merkmal ist das Fehlen einer äußeren Ohrmuschel. Sie besitzen kurze Vordergliedmaßen, die ihnen nur ein Rutschen oder "Robben" an Land erlauben. Das Fell besteht aus steifen, glänzenden Haupthaaren, den so genannten Grannenhaaren, unter denen sich eine spärliche Unterwolle befindet. Frisch geborene Junge sind hellgrau-weiß-wollig. Sie werfen ihren Jungpelz jedoch vor oder während der Geburt ab. Bereits wenige Stunden nach der Geburt können sie schwimmen und tauchen. In der Regel wird ein Jungtier geboren, in Ausnahmefällen auch Zwillinge.

Wissenswertes zu den Humboldt-Pinguinen (Spheniscus humboldti)

Der Humboldt-Pinguin gehört zu der Art der Brillenpinguine und lebt ursprünglich an der Pazifikküste Südamerikas in Peru und Nordchile. Sie haben eine Körpergröße von circa 65 Zentimetern und rund vier Kilo Körpergewicht. Nach einer Brutdauer von bis zu 42 Tagen schlüpfen in der Regel ein bis zwei Jungtiere. Es ist die einzige Pinguinart, die zweimal im Jahr brüten kann. Das Hauptbrutgebiet waren in früherer Zeit die Guanoinseln vor der chilenischen und peruanischen Küste. In den Guano (der Kot der Seevögel) gruben sich die Pinguine ihre Bruthöhlen. Der Guano wurde schon zu den Zeiten der Inkas als Dünger genutzt. Bedingt durch industriellen Abbau haben die Humboldt-Pinguine ihre natürlichen Bruthöhlen verloren und ziehen jetzt in Felsgrotten und Höhlen ihre Nachkommen auf, was für sie aber sehr schwierig ist. Der Guano-Abbau, Überfischung, aber auch Klimaphänomene wie El-Nino führten zur starken Dezimierung des Bestandes. Die Art gilt als „gefährdet“ (IUCN - Rote Liste).

Sphenisco – Schutz des Humboldt-Pinguins e.V. 

Der Zoo Osnabrück ist Mitglied bei Sphensico e.V. Sphenisco – Schutz des Humboldt-Pinguins e.V. möchte in Zusammenarbeit mit chilenischen Naturschützern und Wissenschaftlern dazu beitragen, den Humboldt-Pinguin vor der Ausrottung zu bewahren. Der frei lebende Bestand an den Küsten Chiles und Perus ist durch eine ganze Reihe von Faktoren bedroht. Der Rückgang des Fischbestandes durch Überfischung und Klimaveränderungen, Meeresverschmutzung, und illegaler Guanoabbau nehmen dem Humboldt-Pinguin zunehmend die Lebensgrundlage. Zudem verenden Tiere in Fischernetzen, sterben beim Fischfang mit Dynamit oder werden gefangen, verzehrt oder als Fischköder benutzt. Unkontrollierter Tourismus stört die Tiere in ihren Brutkolonien und vermindert den Bruterfolg.