Wertvoller Nachwuchs bei Drillen

Große Freude im Zoo Osnabrück: Erstmals hat die Drillgruppe erfolgreich Nachwuchs. Weibchen Katara hat am 5. April ein Junges geboren. Keymo heißt der jüngste Osnabrücker Drill. Die Affenart ist stark gefährdet – nur noch etwa 3.000 Tiere leben in der Natur. Weiterer Nachwuchs wartet im Zoo, sodass es sich auch mit Corona-Testpflicht lohnt einen Besuch zu planen. Zweifach Geimpfte, deren zweite Impfung mindestens 15 Tage zurückliegt, müssen sich nun doch nicht vorab testen lassen.

„Das ist wirklich ein großer Erfolg und wir freuen uns sehr über das Jungtier“, berichtet Tobias Klumpe, zoologischer Leiter und zuständig für die afrikanische Tierwelt „Takamanda“, in der die Drille sich ein großes Gehege mit den Rotbüffeln teilen. „Wir halten die Drille nun seit 2014, haben 2015 noch weitere Tiere erhalten und nun hat es endlich mit dem Nachwuchs geklappt. Mutter ist das 13 Jahre alte Weibchen Katara und Vater ist vermutlich der 15 Jahre alte Aku. Ganz sicher wissen wir es nicht, aber er hält sich sehr viel bei ihr auf, sitzt neben ihr und passt mit auf.“ Der Nachwuchs ist so erfreulich, weil die Drille zu den am stärksten bedrohten Affenarten in Afrika gehören. In Nigeria und Kamerun leben nur noch vereinzelt Gruppen in den Regenwäldern. „Die Tiere halten sich zwar von den Menschen fern, dennoch gibt es hier immer noch Konflikte mit Wilderei wegen des sogenannten ‚bush meat‘ und der Regenwaldzerstörung“, erläutert Klumpe. Im Zoo Osnabrück leben aktuell vier Weibchen und drei Männchen. „Drille leben in Gruppen, die sich wiederum zu Verbänden mit bis zu 400 Tieren zusammenschließen können. In den Gruppen können auch mehrere Männchen mit den Weibchen zusammenleben. Die Männchen erkennt man an ihrem imposanten Äußeren: Sie bringen mit 35 Kilogramm doppelt so viel Gewicht auf die Waage wie die Weibchen und beeindrucken mit ihren großen Eckzähnen und ihrem rot bis violettem Hinterteil.“

Artenschutz außerhalb und innerhalb des Lebensraums

Das männliche Jungtier kam am 5. April zur Welt und wurde auf den Namen Keymo getauft. Die Tragzeit bei den Drillweibchen beträgt circa 190 Tage. In der Regel gebären sie ein Jungtier. Tierpfleger und Revierleiter Wolfgang Festl beobachtet Mutter und Sohn genau: „Der Kleine ist nun zwei Wochen alt und so langsam löst er sich etwas von Mamas Bauch. Wenn sie irgendwo sitzt und frisst, setzt Keymo sich auch schon mal daneben. Aber eigene Ausflüge darf er noch nicht machen. Katara ist sehr besorgt um ihren Nachwuchs und lässt auch die anderen Artgenossen nicht nah heran.“ Der Zoo Osnabrück unterstützt die bedrohte Tierart nicht nur mit der Zucht im Zoo, sondern auch im ursprünglichen Lebensraum. „Wir spenden jährlich an den Verein ‚Rettet den Drill‘, der das Limbe Wildlife Center in Kamerun und die Drill Ranch in Nigeria betreibt. Hier werden sowohl Tiere gepflegt und wieder ausgewildert als auch Aufklärung der Bevölkerung betrieben. So lernen Kinder auch praktischen Umweltschutz, wie Müll sammeln und vermeiden“, berichtet Biologe Klumpe.

Weiterer Nachwuchs bei Guteschafen und Rentieren

Im Zoo Osnabrück tummelt sich auch in der nordischen Tierwelt „Kajanaland“ Nachwuchs: Nachdem der kleine Bock Kalle bei den Guteschafen im März zur Welt kam und die Anlage zunächst alleine unsicher machte, bekam er nun gleich drei Spielkameraden. Schaf Agnes gebar in der Nacht vom 15. auf den 16. April das Mädchen Amelie und Margarete brachte gleich Zwillinge auf die Welt, Junge Mogli und Mädchen Mähgie, die mit ihrem „Mäh“ gerne von sich hören lässt. Auch bei den Rentieren laufen bereits zwei Jungtiere mit: Rentierweibchen Sida brachte Ava zur Welt und Naomie die kleine Nyssa, was „freundliche Elfe“ bedeutet. Tierpflegerin und Revierleiterin Kerstin Seifert freut sich über die jüngsten Schützlinge: „Alle entwickeln sich prächtig. Bei den Rentieren dürfen inzwischen auch die anderen erwachsenen Tiere Ava kennenlernen – Rentiermütter beschützen ihre Kleinen anfangs sehr. Und bei den Guteschafen üben die Jüngsten Bocksprünge und rangeln oder liegen besonders gerne auf ihren Müttern, sogar Vater Rudi erlaubt ihnen auf ihm herumzuturnen.“

Negativer Corona-Test für Zoobesuch notwendig

Der Zoobesuch lohnt sich also, auch wenn seit dem 24. April ein negativer und maximal 24 Stunden alter Corona-Schnelltest für den Einlass im Zoo notwendig ist. Der Test ist in Hochinzidenzkommunen wie Osnabrück für alle Besucher ab 6 Jahren vorgeschrieben und muss an einem offiziellen Testzentrum vorgenommen werden. Zweifach Geimpfte, deren zweite Impfung mindestens 15 Tage zurückliegt, müssen sich nun doch nicht vorher testen lassen. In direkter Nachbarschaft zum Zoo ist ein Corona-Test schnell und kostenlos im Testzentrum am Zoo möglich. Vorab muss ein Termin unter gebucht werden. Das Ergebnis kann nach etwa 15 bis 30 Minuten online abgerufen werden. Das Testzentrum am Zoo liegt an der Straße „Am Schölerberg“ direkt hinter der Zufahrt zum Marktkauf Nahne. Zweifach Geimpfte, deren zweite Impfung mindestens 15 Tage zurück liegt, benötigen keinen Test. Zusätzlich muss auf der Zoo-Homepage eine Onlineanmeldung für den Besuch mit Reservierung eines Zeitfensters für den Einlass erfolgen. Alle weitere Informationen zu Corona-Sicherheitsmaßnahmen im Zoo auf hier.


Wissenswertes zum Drill (Mandrillus leucophaeus)

Der Drill gehört mit zu den am stärksten bedrohten Affenarten Afrikas. Sein natürlicher Lebensraum in Kamerun, Nigeria und auf der Insel Bioko umfasst weniger als 30 000 Quadratkilometer. Die IUCN stuft den Drill als einen der höchst gefährdeten afrikanischen Primaten ein und hat ihn in die Rote Liste der weltweit bedrohtesten Arten mit aufgenommen. Der Drill ist eine überwiegend auf dem Boden lebende Affenart, der seinen nur wenig erforschten Lebensraum wie ein Nomade saisonal durchstreift. Drille leben in Gruppengrößen von 30 und mehr Tieren, mit mehreren ausgewachsenen Männchen, Halbwüchsigen sowie Weibchen mit Jungtieren. Auffällig sind die unterschiedlichen äußeren Merkmale der Geschlechter: die Männchen erreichen ein Gewicht bis zu maximal 35 Kilogramm, das entspricht mehr als dem doppelten Gewicht eines erwachsenen Weibchens. Ihre Lebenserwartung beträgt bei den männlichen Tieren ca. 25 Jahre, weibliche können hingegen bis zu 35 Jahre alt werden. Im Alter von etwa 5 Jahren (weibliche Tiere) bzw. 8 Jahren (männliche Tiere) erreichen Drille die Geschlechtsreife. Ein ausgewachsenes Männchen ist aber in der Regel erst ab einem Alter von etwa 10 Jahren in der Lage, eine Gruppe zu führen. Und auch dann erst färbt sich sein Hinterteil leuchtend blau-violett, seine Unterlippe grell rot mit einem weißen Kranz und auch die Backenwülste erreichen in dem Alter ihre ganze Ausprägung. Ihre beeindruckenden Eckzähne können eine Länge von bis zu 10 Zentimeter erreichen und sind zudem nach hinten spitz zulaufend. Somit kann sich ein erwachsenes Drillmännchen problemlos auch einem Leoparden gegenüberstellen, der neben Greifvögeln für die Jungtiere fast den einzigen natürlichen Feind darstellt. Kennzeichnend für weibliche Drille ist, wie bei vielen Affenarten, die monatliche Brunftschwellung, die den männlichen Tieren die Empfangsbereitschaft signalisiert. Nach einer Tragzeit von circa 190 Tagen wird in der Regel ein Junges geboren. Die Jungtiere, welche bis zu einem Jahr bei der Mutter säugen, können aber schon mit einigen Monaten feste Kost aufnehmen. Sie ernähren sich dann später hauptsächlich von Früchten, Sämereien, Knollen, Wurzeln, aber auch tierische Nahrung in Form von kleineren Wirbeltieren oder Insekten wird nicht verschmäht.

Der Bestand dieses scheuen Waldbewohners wird kontinuierlich durch Wilderei, Zerstörung des Lebensraumes und vermehrter Ansiedlung der Menschen reduziert. Das begehrte Fleisch der Affen – auch „bushmeat“ genannt – wird von skrupellosen Jägern in den Städten verkauft. Durch den industriellen Holzeinschlag werden die Regenwälder unwiederbringlich zerstört, die scheuen Tiere müssen sich auf noch intakte Waldinseln zurückziehen. Diese Inseln sind durch die Holzeinschläge mit immer weniger Korridoren verbunden, so dass es den Großfamilien nur noch selten möglich ist, auf andere Familienverbände zu treffen – somit ist ein ausreichender Austausch von Erbmaterial nicht mehr gewährleistet und die genetische Vielfalt gefährdet. Ende der siebziger Jahre galt der Drill in Nigeria als ausgerottet.

Quelle: Rettet den Drill e.V.