Teilabriss Affenhaus für neue Trampeltieranlage

Altes muss für Neues weichen: So ist es auch zurzeit im Zoo Osnabrück. Hier wird momentan ein großer Teil des ehemaligen Affenhauses abgerissen, um Platz zu schaffen – Platz für zwei neue Anlagen für Trampeltiere sowie für Rote Pandas und Schopfhirsche.

„Bei uns überwiegt vor allem die Freude, dass das alte Affenhaus weg ist. Es war uns allen schon lange ein Dorn im Auge“, gibt Tobias Klumpe, zoologischer Leiter zu. Schließlich war das Haus aus den 1970ern ziemlich in die Jahre gekommen, sowohl was die Art der Tierhaltung mit Kacheloptik und Gittern als auch die Abnutzung sowie energetische Kosten insgesamt betrifft. „Und wir freuen uns natürlich sehr über die neuen Möglichkeiten, die entstehen. Wir werden eine neue Trampeltieranlage und eine neue Anlage für die Roten Pandas und Schopfhirsche an der gleichen Stelle bauen. Das wird toll für die Tiere und für die Besucher.“ Doch zunächst muss ein großer Teil des alten Hauses weichen, wie Thorsten Vaupel, technischer Leiter erklärt: „Die Firma Josef Hehmann Bagger- und Fuhrbetrieb startet zunächst mit einem vorsichtigen händischen Rückbau. Wir schauen, was wir noch gebrauchen können, wie die Würgefeigen oder Wandverkleidungen aus Holz. Auch die Innenverkleidung, wie die Decke aus Rigips muss separat entsorgt werden. Doch dann kommen die großen Bagger und reißen das Haus nieder.“ Bis Ende Juni soll der neue Bereich fertig sein, denn er wird dank einer Erbschaft finanziert, die bis dahin verbaut sein muss. „Der Umbau wird 505.000 Euro kosten. Mithilfe der Erbschaft können wir überhaupt in dieser herausfordernden Corona-Zeit so viel bauen. Wir bedanken uns sehr herzlich bei der Familie Ahrens, die damit den Zoo so sehr unterstützt“, berichtet Zoogeschäftsführer Andreas Busemann. Der Abriss mit Neubau sei günstiger, als wenn der Zoo das alte Haus saniert hätte – zudem wäre es weiterhin schwierig geworden, die Haltungsnormen für Tiere dort einzuhalten, so der Geschäftsführer.

Affenhaus verschwindet fast vollständig

Architekt Heiko Suhre, der den Zoo seit vielen Jahren unterstützt, stellte beim Pressetermin die Baupläne vor: „Wir reißen etwa drei Viertel des Affenhauses ab, nur die Innenbereiche der Schweinsaffen, die Zooschule und ein Technikraum bleiben stehen. Auf der Seite zur Tierwelt ‚Manitoba‘ entsteht dann die Trampeltieranlage mit über 900 Quadratmetern Fläche.“ Die Tiere erhalten dort einen großen Außenbereich mit einem etwa 70 Quadratmeter großen Offenstall ähnlich wie bei den Rentieren. „Das Gehege ist durch einen Trockengraben vom Besucherweg getrennt und ermöglicht so einen offenen Blick auf die beliebten Tiere. Besonders schön ist die Waldkulisse im Hintergrund“, erklärt Suhre. 2016 musste der Zoo seine Trampeltiere und Dromedare schweren Herzens für die neue nordische Tierwelt „Manitoba“ vorerst abgeben. „Im Sommer ziehen dann drei neue Tiere ein, ein Männchen und zwei Weibchen“, berichtet Biologe Klumpe.

Mehr Wohlfühlfaktor für Rote Pandas und Schopfhirsche

Gegenüber, Richtung ehemaliges Tropenhaus, entsteht ein neuer, über 220 Quadratmeter großer Bereich für die zwei Roten Pandas und zwei Schopfhirsche, die aktuell in einem Gehege am Tigertempelgarten leben. „Wir möchten ihnen hier eine Anlage bauen, die zum einen noch mehr auf die Bedürfnisse der Tiere zugeschnitten ist, und zum anderen den Besuchern bessere Einblicke bietet“, berichtet Klumpe. So wird die Anlage mehr auf Augenhöhe der Besucher strukturiert und ist überwiegend durch eine etwa 1,50 Meter hohe Glasscheibe abgetrennt. Den Tieren bietet sie bessere Klettermöglichkeiten und heimelige Wohlfühlplätze, sowie mehr Rückzugsmöglichkeiten. „Wir hoffen, dass es dann auch endlich mit Nachwuchs bei den bedrohten Roten Pandas und den Schopfhirschen klappt.“ Zusätzlich entsteht ein kleiner Anbau an das bestehende Schweinsaffengehege mit einem einsehbaren Innenbereich für die Tiere.

Siamangs und Rothandtamarine ziehen um

Durch die Veränderungen finden zwei weitere Tierarten, die bislang im „Affenhaus“ wohnten, ein neues Zuhause auf dem Zoogelände: Die Siamangs und die Rothandtamarine. Die Siamangs, ein Männchen und ein Weibchen ziehen nach einem kurzen Umbau in die alte Anlage der Roten Panda und Schopfhirsche. „Diese übernetzen wir, sodass die Affen hier besser schwingen und hangeln können als in ihrer alten Anlage und mehr dreidimensionalen Raum zur Verfügung haben“, berichtet Klumpe. Die Rothandtamarine sind bereits in das Südamerikahaus gezogen und wohnen nun neben den Lisztaffen. Die Siamangs kamen vorübergehend im „Orang-Utan Dschungeltempel“ unter, bevor sie in anderen zoologischen Gärten darauf warten, dass ihr neues Zuhause fertig ist.

Bis es soweit ist, stehen nun erstmal einige Bauarbeiten an, wie Thorsten Vaupel, technischer Leiter im Zoo, berichtet: „Nach dem Abriss reinigen wir das Baufeld und die Grundleitungen für Wasser und Strom werden gelegt, damit zum Beispiel an den passenden Stellen auch Tränken installiert werden können. Daraufhin startet der Bau des Stalls für die Trampeltiere an der Stelle der ehemaligen Erdmännchenanlage sowie der Bau des Hauses für die Roten Pandas als neue Erweiterung am Schweinsaffengehege.“ Danach folgen die Geländemodulation, die Bepflanzungen und die Gehegeeinfasssungen. Im Juni sollen die Tiere dann einziehen können.

Corona-Hinweis

 Aktuell gilt im Zoo Osnabrück die 2G-Regel. Die Tierhäuser sind geöffnet und mit FFP2-Maske zugänglich. Neue Corona-Vorgaben für den Zoobesuch finden Sie immer hier.

Fakten zu den Anlagen:

Anlage Trampeltiere:

  • Außenanlage: 906 Quadratmeter (vorgeschrieben mind. 350 Quadratmeter)
  • Stall: Freilaufstall: 32 Quadratmeter, Einzelstall: 17 Quadratmeter (keine Vorgaben vorhanden)
  • Große Freifläche mit verschiedenen Unterböden (Sandboden, harter Boden, Grünflächen), Schatten- und Sonnenplätzen
  • Abgetrennt vom Besucherweg durch Trockengraben

Anlage Rote Pandas und Schopfhirsche:

  • Außenanlage: 232 Quadratmeter (vorgeschrieben 200 Quadratmeter)
  • Haus/Stall: 14 Quadratmeter (vorgeschrieben 12 Quadratmeter)
  • Abwechslungsreiche Gestaltung mit Rückzugs- und Klettermöglichkeiten auf Augenhöhe der Besucher.

Wissenswertes zum Kleinen Panda (Ailurus)

Der Kleine Panda wird auch Feuerfuchs oder Roter Panda genannt. Er hat rotbraunes Fell, einen geringelten Schwanz und eine weiße Gesichtszeichnung. Das Raubtier erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 50 bis 73 Zentimetern und eine Schwanzlänge von bis zu einem halben Meter. Der Großteil der Nahrung besteht aus Bambus, aber Kleine Pandas fressen ebenso Früchte und kleine Tiere. Wie der Große Panda hat der Kleine Panda einen extra Daumen zum Klettern. Die rotbraunen Raubtiere leben im Südwesten Chinas und im östlichen Himalaja. In der Wildbahn gibt es keine 10.000 Artvertreter mehr, daher gilt der Kleine Panda als „gefährdet“. Er ist hitzeempfindlich und verschläft daher die warmen Mittagsstunden: Kleine Pandas sind dämmerungs- und nachtaktiv. Sie verständigen sich über zwitschernde, quiekende und pfeifende Laute. Erwähnt wird der Kleine Panda das erste Mal 1821 von Frederic Cuvier, der ihn das „Schönste Säugetier auf Erden“ nennt.

Wissenswertes zum Schopfhirsch (Elaphodus cephalophus)

Schopfhirsche erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 110 bis 160 Zentimetern und eine Schulterhöhe von 50 bis 70 Zentimetern. Die dämmerungsaktiven Hirsche leben als Paar oder allein. Beheimatet sind sie im südlichen China, von Tibet bis zu den Provinzen Zhejiang und Fujian sowie im nördlichen Myanmar. Ihren Namen erhielten sie aufgrund ihres schwarzbraunen Haarschopfs. Sie besitzen ein nur circa 5 Zentimeter großes Geweih, das oft gänzlich unter dem Haarschopf versteckt ist. Die oberen Eckzähne der Männchen sind verlängert. Die Tragzeit von Schopfhirschen beträgt 180 bis 210 Tage.

Wissenswertes zum Trampeltier (Camelus ferus)

Das Trampeltier ist, wie das Dromedar, ein Haustier, das im vierten und dritten Jahrhundert vor Christus domestiziert wurde. Selbst im Zeitalter der Technik sind Trampeltiere als Last- und Reittiere unersetzbar. Sie durchziehen auch heute noch mit schweren Lasten die heißen und trockenen Gebiete Asiens. Sie sind nicht nur Trag-, sondern auch Reittiere, sowie Milch- und Fleischlieferanten. Das Haarkleid, das alljährlich im Frühjahr abgeworfen wird, wird zum Spinnen benutzt, der Kot als Brennstoff verwendet. Wie Dromedare können Trampeltiere ihre Körpertemperatur regulieren. Ein Trampeltier erträgt einen Wasserverlust von 40 Prozent des Körpergewichts problemlos. Ebenso wie das Dromedar zählt das Trampeltier zu den so genannten Schwielensohlern, das heißt zwischen den Nägeln der dritten und vierten Zehe der Vordergliedmaßen befindet sich eine schwielenartige Hornsohle, die als Lauffläche ausgebildet ist.