Schwarzbärin Honey zieht nach "Manitoba"

Von einem garagengroßen Verschlag auf Malta zur großen Waldanlage in Osnabrück – die vor kurzem eingetroffene Schwarzbärin „Honey“ hat nach einer mehrwöchigen Eingewöhnungszeit ihr neues Zuhause am Schölerberg bezogen. Das Osnabrücker Modehaus L & T übernimmt die Patenschaft für das Raubtier.

1.900 Quadratmeter groß ist ihr neues Zuhause: Schwarzbärin Honey hat im Osnabrücker Zoo in der vergangenen Woche die Schwarzbärenanlage der Nordamerika-Tierwelt „Manitoba“ bezogen. Zuvor hatte sie seit ihrer Ankunft in einem kleineren Bereich am Tigertempelgarten gelebt. Ende November war das Raubtier von Malta nach Osnabrück gekommen. „Auf der Suche nach Schwarzbären für unseren Zoo wurden wir von den maltesischen Behörden gebeten, Honey bei uns aufzunehmen“, berichtet Tobias Klumpe, wissenschaftlicher Kurator im Zoo Osnabrück. Honey hatte als letztes Tier in einem sonst verlassenen Privatzoo unter fragwürdigen Umständen auf der Insel Malta gelebt. Die örtlichen Behörden waren darauf aufmerksam geworden und daher auf der Suche nach einem neuen Zuhause für die Bärin.

 

In dem Privatzoo hatte Honey in einem garagengroßen Verschlag mit Betonboden gelebt, der zwar einen Blick auf den Himmel zuließ, aber durch hohe Mauern den Blick in die Ferne versperrte. „Sie musste sich bei uns erst einmal akklimatisieren“, erläutert Klumpe die vorübergehende Unterbringung der Bärin in dem kleinen Bereich am Tigertempelgarten. „Zum einen herrschen hier andere klimatische Bedingungen als auf der Mittelmeerinsel, zum anderen mussten wir die Möglichkeit haben, sie gut beobachten zu können, sie an Menschen und einen gewissen Tagesablauf zu gewöhnen und wir wollten sie besonders zu Anfang nicht mit Reizen überfordern. Denn derartige Umgewöhnungen, selbst wenn sie eine große Verbesserung der Haltung sind, bedeuten für die Tiere auch Stress.“ Den Kontakt zu Menschen kannte Honey kaum und ihr Verhalten sei somit schwer einzuschätzen gewesen. „Wir haben nur wenige Informationen über die Bärin bekommen, aber unter anderem den Hinweis, dass sie Winterruhe nicht wirklich kenne – wohl bedingt durch das milde Klima auf Malta. Wir müssen sehen, ob sich das ändert, wenn sie länger bei uns lebt und müssen ganz individuell auf das Verhalten des Tieres eingehen“, berichtet der Biologe.

 

Erstmals Naturboden unter den Tatzen

In ihrem vorläufigen Zuhause, der kleineren Anlage am Tigertempel, hielt sich Honey zuerst im beheizten Innenbereich auf. „Ganz vorsichtig steckte sie schon einen Tag nach ihrer Ankunft die Nase aus dem Innenbereich, schnüffelte und schaute neugierig“, so Tanja Boss, Tierpflegerin und Revierleiterin der Nordamerika-Tierwelt „Manitoba“. Stück für Stück tastete sich Honey an ihre neue Anlage heran und hatte dabei erstmals Naturboden unter ihren Tatzen. „Sie traute sich irgendwann mit einem Bein heraus, dann mit zweien und dann mit dreien. Zur Sicherheit behielt sie aber immer ein Bein im Innenbereich und bewegte sich rückwärts dorthin zurück. Irgendwann traute sie sich dann ganz auf die Anlage und musste erst einmal Erde und Pflanzen kennenlernen – so ganz geheuer war ihr das zuerst nicht. Für uns Tierpfleger ist das eine sehr spannende Erfahrung“, freut sich Boss. Honey fasste Vertrauen zu den für sie zuständigen Kollegen und zeigte reges Interesse an der Anlage und den Besuchern. „Da sie keine Anzeichen für Winterruhe machte und sich bis dahin gut entwickelt hatte, entschieden wir uns vergangene Woche, sie in die Schwarzbärenanlage in der Tierwelt ‚Manitoba‘ umzusetzen“, erklärt Tobias Klumpe.

 

Der Umzug innerhalb des Zoos sei sehr entspannt verlaufen, berichtet der Biologe. Eine passende Transportkiste sei an der Anlage am Tigertempelgarten positioniert worden, damit Honey sich an diese gewöhnt. Bereits am zweiten Tag traute sie sich hinein. Die Kiste wurde zur Schwarzbärenanlage transportiert, wo Honey zunächst den Innenbereich bezog. Am gestrigen Montag erkundete Honey erstmals das Vorgehege. „Sie war auch hier sehr interessiert an der Anlage, muss aber natürlich erst einmal die vielen Reize verarbeiten“, so Klumpe. Tanja Boss freut sich über die Entwicklung, die Honey in den wenigen Wochen am Schölerberg bislang durchlaufen hat: „Sie blüht regelrecht auf und ist aktiv und neugierig und zeigt auch viel Interesse an uns Tierpflegern“. Bereits in Kürze soll die Bärin die kompletten 1.900 Quadratmeter kennenlernen: Das naturnahe Waldstück ist mit Bäumen, Sträuchern, Felsen, Senken und einem Badeteich ein abwechslungsreiches Zuhause für Schwarzbären und bietet auch Platz für mehr als einen Artvertreter. „Wir sind weiterhin auf der Suche nach einem geeigneten Männchen für Honey. Wir wissen nicht, ob sie jemals schon mit einem Artgenossen zusammengelebt hat. Aber nachdem wir ihr Verhalten ein paar Wochen lang beobachten konnten, sind wir zuversichtlich, dass sie auch mit einem Schwarzbär-Männchen gut klarkommen wird“, so Klumpe.

 

L & T hat Patenschaft übernommen

Das Osnabrücker Modehaus L&T Lengermann & Trieschmann hatte bereits die Patenschaft für die Schwarzbären Lea und Theo übernommen. Nun ist Honey das neue Patentier des Modehauses, wie Geschäftsführer Mark Rauschen berichtet: „In unserer langjährigen Partnerschaft unterstützten wir den Zoo immer gerne. Wir waren schon ein wenig traurig, als Lea und Theo den Zoo verlassen haben und freuen uns umso mehr, auch wieder Paten von der neuen Schwarzbärin zu sein.“

 

Zum Hintergrund

Seit Eröffnung der Nordamerika-Tierwelt „Manitoba“ (2017) lebten die beiden Schwarzbären Lea und Theo im Zoo Osnabrück. Diese waren als Leihgabe eines anderen Zoos in Osnabrück untergebracht. Nachdem dieser Zoo „Eigenbedarf“ angemeldet hatte und die beiden Bären nach über zwei Jahren den Schölerberg verlassen mussten, wurden neue Schwarzbären gesucht. Um weiterhin Schwarzbären zu halten und diese Tierart den Besuchern näherzubringen, fragte Tobias Klumpe bei der zuständigen Koordinatorin des Schwarzbärbestandes in zoologischen Gärten an. Diese listet zentral alle in zoologischen Einrichtungen in Europa gehaltenen Schwarzbären – insgesamt sind dies nur rund 80 Tiere. Über die Koordinatorin war die Bitte an den Zoo Osnabrück herangetragen worden, die Bärin ‚Honey‘ aus Malta aufzunehmen.

 

 


Wissenswertes über die Schwarzbären (Ursus americanus)

Der Amerikanische Schwarzbär, oder Baribal, lebt weitverbreitet in Kanada und den USA, auch in Alaska sowie Teilen Mexikos sind die Raubtiere beheimatet. Die Fellfärbung des Schwarzbären reicht (meist abhängig vom Verbreitungsgebiet) von tiefschwarz über verschiedene Brauntöne bis hin zu cremefarben und ganz weiß. Diese letzte Farbvariante, der Kermodebär, wird von den Indianern auch „Geisterbär“ genannt. Vom Braun- und Grizzlybären unterscheidet sich der Schwarzbär durch eine geringere Körpergröße, eine flachere Stirn und eine recht lange, meist hell gefärbte Schnauze. Außerdem fehlt ihm der muskulöse Nackenbuckel der Braunbären. Der Grizzly ist der einzige natürliche Feind erwachsener Schwarzbären. Jungtiere werden auch von Pumas, Kojoten, Wölfen oder männlichen Schwarzbären gerissen.