Plan für die „Wasserwelten“ steht

Ein weiteres Großprojekt im Zoo Osnabrück nimmt Gestalt an – zumindest schon mal auf dem Papier. Der Entwurf für den neuen Themenbereich „Wasserwelten“ steht und geht nun in die Genehmigungsphase. Im Frühjahr 2021 sollen die Bauarbeiten für insgesamt 8 Millionen Euro starten, im Sommer 2022 steht die Eröffnung bevor.

Während die Fertigstellung des neuen Bereichs „Mapungubwe“, die Vergrößerung der Löwenanlage mit Höhenpfad für die Besucher, in den letzten Zügen liegt, bereiten die Verantwortlichen im Zoo Osnabrück bereits das nächste Großprojekt vor: die „Wasserwelten“. „Hier werden Seelöwen, Seehunde, Humboldt-Pinguine und Rosa-Pelikane einziehen und sehr viel größere und tiefere Wasserbereiche erhalten als bisher“, freut sich Dr. E.h. Fritz Brickwedde, Präsident der Zoogesellschaft Osnabrück e.V.. „In der Corona-Krise, als wir den Zoo für fast acht Wochen schließen mussten und es für uns wirklich ums Überleben ging, war ich so berührt von der großartigen Unterstützung, dass ich mich umso mehr freue, nun den Zoo mit diesem Projekt weiter voran zu bringen.“ Für den Zoo standen die alten Wasseranlagen bereits seit längerem auf der Liste der Umbauarbeiten, wie Zoogeschäftsführer Andreas Busemann erläutert: „Wir wollten da unbedingt ran und auch unsere Besucher spiegelten uns den dringenden Bedarf wider. Doch wenn Wasser ins Spiel kommt, werden Tieranlagen sehr teuer. Dank einer Erbschaft über 2 Millionen Euro und eine Förderung durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung über ebenfalls 2 Millionen Euro können wir den Umbau nun mit einem zusätzlichen Kredit stemmen.“ 8 Millionen Euro wird der Bau der etwa 5.000 Quadratmeter großen Themenwelt kosten.

 

Küstenflair mit Schwerpunkt Nordsee

Die Planung hierfür erstellt das renommierte Architektenbüro Dan Pearlman. Danach finden sich die Besucher ab Juni 2022 im nördlichen Zoobereich in einer Küstenlandschaft wieder, wie Busemann berichtet: „Gestalterischer Schwerpunkt ist die Nordsee sowie Felsenküsten. Rund um das Seehundbecken werden naturnaher Kunststrand und auch eine Dünenlandschaft entstehen. Durch ein Schiffswrack haben die Besucher auch Unterwassereinblicke. Highlight ist ein Leuchtfeuer, dass in einer nachgebildeten Mole zwischen Seehund- und Seelöwenbecken steht. Hier können die Besucher die beiden Tierarten gleichzeitig rechts und links unter Wasser beobachten.“ Im Bereich der kalifornischen Seelöwen wird das Küstenbild felsiger und die Seelöwenställe sowie die Filtertechnik werden im Stile kanadischer Fischerhüten gestaltet. Auch der neue Bereich der Humboldtpinguine wird in eine Felsküste verwandelt. Besucher können dieses Gehege sowie das überdrahtete Areal der Pelikane auf einem festgelegten Weg betreten. Für einen besseren Blick auf die Seelöwen ist außerdem eine Tribüne mit 200 Sitzplätzen geplant.

 

Seehunde und Seelöwen bekommen Verstärkung

Auf die Wassertiere wartet nicht nur ein neues Gehege mit mehr Platz, sondern auch Verstärkung – zumindest bei den Seehunden und Seelöwen, wie Andreas Wulftange, zoologische Leitung erklärt: „Für die Seehunde planen wir ein weiteres zuchtfähiges Weibchen dazu zu holen, bei den Seelöwen wird es ein zusätzliches Weibchen und ein Männchen sein. Dann leben bei uns insgesamt drei Seehunde und fünf Seelöwen. Bei den Vogelarten werden wir bei unseren 20 Pinguinen und 9 Pelikanen bleiben – es sei denn, es gibt Nachwuchs.“ Alle Gehegegrößen in den „Wasserwelten“ entsprechen den Haltungsvorgaben für die jeweilige Tierart. Das Veterinäramt war in die Planungen miteinbezogen. Die Seelöwen erhalten insbesondere durch die Beckentiefe von 3 Metern fast dreimal so viel Kubikmeter Platz, die Fläche der Seehunde wird 2,5-mal so groß sein und die Kubikmeter verdreifachen sich. Die Pinguine erhalten eine 4,5-mal so große Wasserfläche bei 5-mal so viel Kubikmetern.

 

Große Wasserersparnis durch innovative Filtertechnik

Weitere Highlights der Wasserwelten werden ein neuer thematischer Kinderspielplatz sowie ein barrierefreier Rundweg sein. Hervorzuheben ist auch die innovative Filtertechnik: „Wir setzen hier auf einen Filter, der mit Faserbällen arbeitet. Dieser wurde bislang sehr erfolgreich bei Kläranlagen eingesetzt und bei uns nun erstmalig in der Zoowelt. Da der Schmutz hier sehr grob ist, sind wir uns sicher, dass das System sehr gut arbeiten wird. So brauchen wir das Wasser nur noch einmal jährlich statt wöchentlich wechseln und sparen sehr viel Wasser und auch Zeit“, freut sich der technische Leiter Thorsten Vaupel. Beim Seelöwenbecken sollen so statt 17,5 Millionen Liter Wasser pro Jahr nur 1,14 Millionen Liter benötigt werden. Innovativ ist nicht nur die Technik, sondern auch das Marketingkonzept. Hier will Zoogeschäftsführer Andreas Busemann gemeinsam mit den Hochschulen in Osnabrück und Bremen Konzepte erarbeiten, um an den Nordseetourismus an der etwa zwei Autostunden entfernten Küste anzuknüpfen. Dieser Ansatz hatte auch die N-Bank zur Bewilligung der EFRE-Mittel überzeugt.

 

Alte Seelöwenanlage wird mittelfristig neu geplant

Wo genau die Tiere unterkommen, wenn Bauarbeiter und Handwerker anrücken, werden die Verantwortlichen festlegen, sobald die Detailplanung mit Zeitplänen steht. „Fest steht, dass die Tiere hier im Zoo gut untergebracht werden können, falls sie ihre aktuellen Becken für die Bauarbeiten verlassen müssen. Vielleicht klappt es aber auch so, dass Seehunde und Seelöwen direkt von ihren alten Becken in die neuen umziehen können“, vermutet Wulftange. Während das aktuelle Seehunde-,Pinguin- und Pelikangehege in die neue Fläche integriert werden, kann der Bereich des alten Seelöwenbeckens in Zukunft anderweitig genutzt werden. „Hierfür fehlen uns aber zurzeit die Mittel. Eventuell werden wir den Bereich zunächst absperren und dann mittelfristig neu planen“, so Geschäftsführer Busemann.