Neuer Nashornbulle im Osnabrücker Zoo

Der achtzehnjährige Nashornbulle Miguelin aus dem GaiaZOO im niederländischen Kerkrade lebt jetzt als neuer Zuchtbulle im Osnabrücker Zoo.

Achtzehn Jahre, geborener Spanier und Neunfachvater: Das ist Miguelin, der neue Nashorn-Zuchtbulle im Zoo Osnabrück. Der umgängliche Dickhäuter kam am Donnerstagnachmittag auf dem Schölerberg an. Zuvor lebte er im Kerkrader GaiaZOO mit zwei seiner insgesamt vier Söhne zusammen. Im Rahmen des Europäischen Erhaltungszucht-programms(EEP) der zoologischen Gärten fand nun der Umzug statt: Vom niederländischen Kerkrade, das in der Nähe der deutschen Grenze bei Aachen liegt, ging es knapp 280 Kilometer nordöstlich in das niedersächsische Osnabrück. Hier wird er mit den drei aus einer Familie stammenden Nashornkühen Lia (12 J.), Marcita (10 J.) und Amalie (8 J.) zusammenleben. 

 

Hoffnung auf erfolgreiche Zucht

„Wir hoffen mit Miguelin erfolgreich züchten zu können – das wäre dann der erste Nashornnachwuchs hier im Zoo“, erklärt Tobias Klumpe, wissenschaftlicher Mitarbeiter, der den Transfer organisiert hat. Der im spanischen Cabarceno geborene Breitmaulnashornbulle hat nun erst einmal Zeit, sich einzugewöhnen. Nach der ersten Nacht im neuen Stall durfte er Freitagvormittag zunächst in den Vorhof. Auch an den Pfingsttagen wird Miguelin im Vorhof bleiben, bevor er anschließend einen Teil der Außenanlage kennen lernen wird. „Hier bleibt der Neuankömmling vorerst alleine, allerdings kann Miguelin die Kühe durch ein Kontaktgitter beschnuppern. Je nachdem wie die imposanten Dickhäuter aufeinander reagieren, werden sie nach einiger Zeit zusammen gelassen“, erläutert Klumpe das weitere Vorgehen. Riechen können die drittgrößten Landsäugetiere übrigens besser als Sehen: Sie können – bei passender Windrichtung – aus über 700 Metern die Witterung aufnehmen. Zu guter Letzt lernt Miguelin auch die Zebras und Pinselohrschweine kennen, die sich mit den Nashörnern die Anlage teilen.

 

Die Zucht von bedrohten Tierarten ist besonders wichtig. „Ende des 19. Jahrhunderts galt das Südliche Breitmaulnashorn als so gut wie ausgestorben“, erklärt der Osnabrücker Zoodirektor Prof. Dr. Michael Böer. „Nach einem Jahrhundert intensiver Schutzbemühungen hatte sich der Bestand erholt. Doch die Wilderei – inzwischen paramilitärisch durch international tätige Syndikate organisiert – hat in den letzten Jahren leider noch nie dagewesene Ausmaße erreicht.“ Umso wichtiger ist es, durch Zucht die Arterhaltung zu unterstützen. Das vom niederländischen Safaripark Beekse Bergen gesteuerte europaweite Erhaltungszuchtprogramm für diese Art hat begründete Aussicht, in circa zehn Jahren eine von der Wildbahn komplett unabhängige sich selbst erhaltende Population dieser urigen Tiere zu schaffen. „Für unsere drei in der Aufzucht jüngerer Geschwister schon erfahrenen Nashorndamen wäre es außerdem sehr schön selbst eigenen Nachwuchs im Sozialverband großzuziehen, weil das Familienleben in mehreren Generationen entscheidend zu deren Wohlbefinden beiträgt“, so Böer weiter.

 

Nachfolge von Hans-Franz

Miguelin tritt die Nachfolge des im Januar in hohem Alter von 38 Jahren verstorbenen Nashornbullen Hans-Franz an, der seit 1979 am Schölerberg lebte. Mit Hans-Franz war dem Zoo keine Nachzucht gelungen. In den vergangenen zwei Jahren war daher in Zusammenarbeit mit dem „Leibnitz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung“ versucht worden, die drei Zuchtkühe Lia, Marcita und Amalie künstlich zu besamen – leider erfolglos. „Durch Miguelin haben wir neue Hoffnung auf Nashorn-Nachwuchs, schließlich ist er bereits neunfacher Vater“, freut sich Klumpe. Besucher und Zoomitarbeiter müssen sich aber noch gedulden, um zukünftig kleine Nashörner im „Tal der grauen Riesen“ beobachten zu können: Die gefährdeten Dickhäuter tragen circa eineinhalb Jahre, bevor sie ihr Kalb zur Welt bringen.

 

Wissenswertes zum Südlichen Breitmaulnashorn

Die Südlichen Breitmaulnashörner bewohnen die Savannen Afrikas. Sie vertreten die größte aller Nashornarten und erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von bis zu vier Metern und ein Gewicht von zwei bis viereinhalb Tonnen. Nashörner ernähren sich von Gräsern und Kräutern. Die Savannenbewohner sind im wahrsten Sinne des Wortes Dickhäuter: Ihre Haut ist bis zu zwei Zentimeter dick. Breitmaulnashörner können nur auf kurze Distanz sehr scharf sehen- sie sind kurzsichtig - dafür umso besser riechen. Sie haben keine natürlichen Feinde. Nashörner werden zumeist wegen ihrer aus Keratin bestehenden Hörner, die angeblich Heilkraft besitzen, vom Menschen gewildert, d.h. illegal bejagt. Das Südliche Breitmaulnashorn gilt als gering gefährdet.