Nachwuchs bei den Warzenschweinen

In der Afrika-Tierwelt „Takamanda“ im Zoo Osnabrück flitzt ein vier Wochen altes Warzenschwein-Ferkel über die Anlage. Außerdem freut sich der Zoo über Nachwuchs bei den als „vom Aussterben bedroht“ eingestuften Moorenten.

Nachdem die Warzenschweine im Osnabrücker Zoo viele Jahre keinen Nachwuchs bekommen hatten, brachte Weibchen Marlene nun das zweiten Jahr in Folge ein Jungtier zur Welt. „Wir haben uns natürlich gefreut – es ist immer toll, unsere Zöglinge bei der Jungenaufzucht zu beobachten“, so Wolfgang Festl, Tierpfleger und Revierleiter der Afrika-Tierwelt „Takamanda“. Am 7. Juli kam das Jungtier zur Welt. Anfangs bleibt der Nachwuchs aber in der sogenannten „Wurfbox“ und ist für Besucher nicht zu sehen. Nach und nach wurde das Ferkel immer aktiver: „Mittlerweile flitzt es regelrecht über die Außenanlage“, freut sich Festl. Bei Warzenschweinen ist es üblich, dass sich die Bache, das Weibchen, mit dem Jungtier nach der Geburt von der Rotte trennt und mit ihm wieder zur Gruppe dazu stößt, wenn es etwas älter und aktiver ist. So geschah es auch bei den Osnabrücker Warzenschweinen und inzwischen ist das Ferkel häufig mit den Eltern Siggi und Marlene sowie dem einjährigen Bruder Smartie auf der Außenanlage zu sehen. Auch am Futter der „Großen“ macht sich das junge Ferkel schon zu schaffen, obwohl es derzeit noch gesäugt wird. „Anfangs knabbert das Kleine eher aus Spieltrieb ein bisschen am Futter der älteren Warzenschweine, dann frisst es nach und nach immer mehr mit. So ist der Übergang von Muttermilch zu festem Futter schleichend. Mutter Marlene säugt das Jungtier noch mehrere Wochen – außerdem muss sie die komplette Jungenaufzucht übernehmen“, berichtet Festl. Vater Siggi habe zwar ein wachsames Auge auf seine Familie, an der Aufzucht des Nachwuchses beteilige er sich aber nicht.

 

Bache oder Eber?

Bei dem Jungtier handelt es sich um ein Weibchen, wie Revierleiter Festl berichtet: „Bei den Warzenschweinen können wir nicht so einfach nachschauen, welches Geschlecht sie haben, schließlich ist es eine gefährliche Tierart. Und die Weibchen verteidigen ihre Jungen besonders am Anfang vehement. Daher konnten wir in der ersten Zeit nur beobachten und hoffen, das Geschlecht aus der Ferne ausmachen zu können. Das ist nun gelungen und wir haben das Weibchen ‚Nikita‘ getauft.“ Besucher können das Jungtier und die anderen drei Warzenschweine sehr gut auf der Außenanlage nach der ersten Wegbiegung in der Afrika-Tierwelt „Takamanda“ beobachten – entweder vom Untergeschoss des Warzenschweinhauses oder vom Erdgeschoss aus mit Blick über den gesamten Außenbereich.

 

Erster Schlupf seltener Art am Schölerberg

Ein weiteres Jungtier können Besucher im Vogelbereich bei den Moorenten entdecken. Über diesen seltenen Schlupf freuen sich die Tierpfleger im „Vogelrevier“ besonders. „Moorenten gelten laut ‚Roter Liste der Brutvögel in Deutschland‘ als ‚vom Aussterben bedroht‘. Wir beherbergen die Tauchenten-Art seit 2014 und jetzt schlüpfte erstmals bei uns ein Moorenten-Küken – da war die Freude natürlich groß“, berichtet Kirsten Bischoff, Tierpflegerin und Revierleiterin des „Vogelreviers“. Besucher können die drei Moorenten und das knapp vier Wochen alte Küken in ihrer Voliere rechts von der Pinguinanlage bei der Eulen-Steinskulptur entdecken. „Die Voliere ist zurzeit etwas mehr zugewachsen als sonst, denn wir wollten die junge Familie nicht stören, um dort die Pflanzen zu stutzen – schließlich ist der Nachwuchs selten und wichtig und wir wollen das Jungtier nicht unnötig aufschrecken“, so die erfahrene Tierpflegerin. Mittlerweile können die Tierpfleger die Voliere aber wieder betreten und den Bewuchs nach und nach beschneiden. 

 

Wiederansiedlung der Moorenten am Steinhuder Meer

Zukünftig möchte der Zoo Osnabrück mit dem Nachwuchs das Projekt „Wiederansiedlung der Moorenten am Steinhuder Meer“ unterstützen, das der NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) voraussichtlich bis zum Jahr 2020 durchführt. Ein Projektpartner des NABU ist hierbei die Wildtierstation Sachsenhagen. „Die Wildtierstation sucht für das Projekt zum Beispiel in Zoos passende Tiere. Sobald Moorenten wiederangesiedelt werden sollen, fragen die Kollegen aus Sachsenhagen dann bei uns an. Wenn wir Moorenten haben, die wir abgeben können, unterstützen wir mit ihnen das Projekt“, erklärt Andreas Wulftange, wissenschaftlicher Kurator im Zoo Osnabrück. Derzeit fänden allerdings keine weiteren Wiederansiedlungen statt, da zunächst die wiederangesiedelten Tiere beobachtet würden. „Wir hoffen, dass wir in Zukunft helfen können, eine Population in ihrem ursprünglichen Lebensraum wieder aufbauen zu können.“ Ob das Jungtier ein Erpel oder eine Ente sei, könne man jetzt noch nicht sagen, so der Biologe und gelernte Tierpfleger. „Allerdings erkennt man das Geschlecht, wenn das Küken etwas älter ist – bei Moorenten haben die Küken noch blaue Augen, später erkennt man Männchen dann an der weißen und Weibchen an der braunen Iris.“


Wissenswertes zu Warzenschweinen (Phacochoerus africanus)

Warzenschweine sind tagaktive Tiere, die in ganz Afrika südlich der Sahara beheimatet sind. Sie leben in Gruppen. Ihren Namen verdanken sie vier paarig angeordneten Warzen am Kopf. Ihre Hauer sind halbkreisförmig und werden bis zu 30 Zentimeter lang. Die lange Nacken- und Rückenmähne richtet sich bei Gefahr auf. Die Kopf- Rumpf-Länge von Warzenschweinen beträgt 90 bis 150 Zentimeter, die Schultern 64 bis 85 Zentimeter. Der bis zu 50 Zentimeter lange Schwanz richtet sich bei Flucht oder Angriff auf. Warzenschweine werden bis zu 150 Kilogramm schwer.

 

Wissenswertes zu Moorenten (Aythya nyroca)

Moorenten werden etwa 38 bis 42 Zentimter groß und durchschnittlich 560 Gramm schwer. Das Federkleid der Erpel ist leuchtend kastanienbraun, Weibchen sind blasser gefärbt. Moorenten kommen in den Steppen und Halbwüsten Asiens und in Osteuropa, besonders in Ungarn, Bulgarien, Rumänien und der Ukraine vor. Große Populationen finden sich auch in der Inneren Mongolei und auf dem tibetischen Hochplateau. In ihrem Verbreitungsgebiet waren die Moorenten zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch eine der am häufigsten vorkommenden Arten, zu Beginn des 21. Jahrhunderts gab es nur noch 4.500 bis 6.300 Brutpaare.