Nachwuchs bei Affen und Servalen

Erneut freut sich der Zoo Osnabrück über einen Zuchterfolg bei den stark gefährdeten Weißscheitelmangaben – Vater ist erstmals der 2017 nach Osnabrück gezogene „Arturo“. Auch bei den Schweinsaffen und Servalen verzeichnet der Zoo Nachwuchs.

Große Ohren, schwarze Kulleraugen und lange Finger: Am Bauch des Weißscheitelmangaben-Weibchens Kumasi können Besucher mit etwas Glück ein Jungtier entdecken. Das Junge kam am 10. November zur Welt und klammert sich noch fest an den Bauch seiner Mutter. „Wir freuen uns sehr über die Geburt, denn Weißscheitelmangaben gelten laut Weltnaturschutzorganisation ‚IUCN‘ als ‚stark gefährdet‘ – das ist eine Stufe vor ‚vom Aussterben bedroht‘. Um die Art erhalten zu können, ist es wichtig eine von der Wildbahn unabhängige Population aufzubauen“, berichtet Tobias Klumpe, wissenschaftlicher Kurator im Zoo Osnabrück. Am Schölerberg ist die Mangabenart seit Eröffnung der Afrika-Tierwelt „Takamanda“ im Jahr 2010 vertreten. Innerhalb Deutschlands leben Weißscheitelmangaben in nur zwei weiteren Zoos und europaweit können Besucher sie insgesamt nur in 12 Zoos sehen. Bestand und Nachzucht der bedrohten Affenart in den Zoos werden über das „Europäische Erhaltungszuchtprogramm“ wissenschaftlich kontrolliert. „Wir hatten bislang wirklich Glück mit unserer Gruppe und regelmäßig Nachwuchs“, so Klumpe weiter. „Im vergangenen Jahr tauschten wir unser Zuchtmännchen, denn durch einen koordinierten Wechsel der Tiere entsteht ein genetisch gesunder Bestand in der Europäischen Erhaltungszucht. Und das hat gut geklappt, denn das Männchen Arturo, das letztes Jahr aus dem Zoo Duisburg zu uns kam, ist der Vater des aktuellen Jungtieres“, freut sich der Biologe.

 

Name steht noch nicht fest

Welches Geschlecht das Jungtier hat, wissen die Tierpfleger noch nicht, wie Wolfgang Festl, Tierpfleger und Revierleiter von „Takamanda“, erklärt: „Die erste Zeitnach der Geburt lassen wir Mutter und Nachwuchs erstmal in Ruhe, damit sie sich aneinander gewöhnen können. Zwar kann man manchmal das Geschlecht zufällig von weitem erkennen, aber im Moment müssen wir uns noch ein wenig in Geduld üben, bis wir dem Jungtier einen Namen geben können.“ Derzeit bestünde der Alltag des kleinen Affen noch größtenteils aus Schlafen und Trinken, berichtet Festl weiter. „Die jungen Weibchen aus der nun achtköpfigen Gruppe sind relativ neugierig und schauen sich das Jungtier ganz genau an. Den Vater hat die Gruppe die ersten beiden Tage von seinem Spross ferngehalten, jetzt darf er aber auch in die Nähe“, so der Zootierpfleger. Er geht davon aus, dass Kumasi ihrem Nachwuchs bereits in ein paar Wochen mehr Freiraum gewährt und er unter ihrer Aufsicht die Umgebung erkunden darf. Wird der Nachwuchs zu vorwitzig, halten Weißscheitelmangaben-Mütter ihn schnell am Schwanz fest, sodass die Jungen nicht mehr ausbüxen können.

 

Junge Kätzchen in „Takamanda“

Nur wenige Meter vom Zuhause der Weißscheitelmangaben entfernt kam vor Kurzem Servalnachwuchs zur Welt. „Die jungen Kätzchen sind für Besucher und uns immer häufiger zu sehen, wenn sie gemeinsam durch das Gras tollen. Bei dem Wetter halten sie sich allerdings auch gerne in der warmen Wurfbox auf“, weiß Festl. In einigen Wochen jedoch steht der erste Besuch des Zootierarztes an. Dann werden die Katzen untersucht und erhalten – ähnlich wie Haustiere – einen Mikrochip, durch den sie eindeutig identifiziert werden können.

 

Auch im Zentrum des Zoos ist weiterer Nachwuchs geboren: Am 16. November kam ein Schweinsaffen-Jungtier zur Welt. Besucher können Mutter und Kind mit dem Rest der nun insgesamt 17-köpfigen Schweinsaffen-Gruppe auf dem Affentempel oder bei niedrigeren Temperaturen im Affenhaus beobachten. „Auch bei kälteren Temperaturen können wir uns im Zoo immer wieder über Tiergeburten freuen, da die Tiere hier unabhängig von den Jahreszeiten immer alles erhalten, was sie benötigen – ob Futter, Wärme, Witterungsschutz oder Beschäftigungsmaßnahmen“, berichtet der wissenschaftliche Kurator Tobias Klumpe. „Wenn im Winter Nachwuchs kommt, richten wir bei Bedarf noch zusätzliche Wärmestellen ein und so können sie auch bei niedrigen Temperaturen Jungtiere aufziehen.“

 

Abschied von Tapirweibchen Olivia

Neben der Freude über den tierischen Nachwuchs gab es für die Tierpfleger auch Grund zur Trauer: Tapir-Weibchen Olivia musste am gestrigen Montag im hohen Alter eingeschläfert werden. „Olivia war mit ihren 28 Jahren schon verhältnismäßig alt, Tapire werden um die 30 Jahre alt. Bereits in den letzten Jahren machte sich ihr Alter bemerkbar und unsere Tierärzte stellten eine Altersarthrose bei ihr fest. Daher war sie auch seit längerem unter Beobachtung und in tierärztlicher Behandlung, denn sie sollte trotz der Beschwerden schmerzfrei leben. Dennoch konnte sie in den letzten Wochen immer schlechter laufen und schwankte immer mehr“, berichtete Tobias Klumpe. In den letzten Tagen habe sich ihr Zustand stark verschlechtert: Sie konnte sich kaum noch bewegen und schlussendlich nicht mehr ohne Hilfe der Tierpfleger aufstehen. Damit sie nicht leidet, mussten Tierärzte, Kuratoren und Tierpfleger die Entscheidung fällen, sie einzuschläfern. Zuvor hatten sich die Tierpfleger liebevoll um die alternde Tapirdame gekümmert, wie Tierpfleger und Revierleiter Daniel Chirico berichtet: „Ich habe Olivia 26 Jahre lang betreut. Sie war schon ein ganz besonderes Tier und kümmerte sich immer liebevoll wie eine Tante oder Oma um den Nachwuchs der anderen Weibchen. Doch in einer so schlechten Verfassung wie am Montag habe ich sie noch nie gesehen, deswegen ist es gut, dass sie jetzt nicht mehr leiden muss.“


Wissenswertes zu Weißscheitelmangaben (Cercocebus atys lunulatus)

Die Weißscheitelmangabe zählt zu den Weißlid-Mangaben und ist an den Westküsten Afrikas beheimatet. Dort besiedelt sie die tropischen Regenwälder und hält sich vorzugsweise auf dem Boden oder in den unteren Vegetationsschichten auf. Sie ist zwar nicht territorial, bewohnt jedoch ein Streifrevier von 4 bis 6 Quadratkilometern. Weißscheitelmangaben leben in Familienverbänden von 20 bis 50 Tieren. Die Gruppen setzen sich aus wenigen Männchen, etlichen Weibchen und den Jungtieren zusammen.

Weißscheitelmangaben gehören zu den 25 am stärksten bedrohten Affenarten der Welt. Im Freiland gibt es nur noch wenige hundert Tiere. Als Hauptursachen der Gefährdung gilt die Zerstörung des Lebensraumes durch Abholzung und Rodung der Tropenwälder. Lokal wird die Art auch vom Menschen wegen des Fleisches gejagt, welches dann als „bushmeat“ (Buschfleisch) in den Kochtöpfen landet.


Wissenswertes zu Servalen (Leptailurus serval)

Der Serval ist eine mittelgroße, auf dem afrikanischen Kontinent südlich der Sahara verbreitete Wildkatze. Auffällig sind neben den extrem großen Ohren die sehr langen Beine, die ihm in dem hohen Gras der Savanne einen guten Überblick verschaffen. Als Bodenbewohner bevorzugt der Serval neben Savannen auch gemischtes Busch- und Waldland, aber auch Feuchtbiotope. Nichtsdestotrotz ist er ein guter Kletterer und begibt sich bei Gefahr auf Bäume. Die Jungtiere werden entweder in Erdbauten anderer Tiere geboren oder im Schutz dichten Pflanzenbewuchses. Der Serval ist, wie viele Katzen, ein typischer Einzelgänger und zeigt ein stark ausgeprägtes Territorialverhalten.


Wissenswertes zum Südlichen Schweinsaffen (Macaca nemestrina)

Schweinsaffen sind eine Primatenart aus der Gattung der Makaken. Ihren Namen erhielten sie aufgrund ihres schweineartig geringelten Schwanzes. Ihr Fell ist kurz und an der Oberseite olivbraun und gräulich, an der Unterseite weiß. Schweinsaffen erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 43 bis 77 Zentimetern, ein Gewicht von 5 bis 14 Kilogramm. Ihre Nahrung, die größtenteils aus pflanzlicher Kost besteht, suchen sie in erster Linie am Boden. Nach einer Tragzeit von 6 Monaten bringen Weibchen ihre Jungtiere zur Welt, die sich dann am Bauch ihrer Mütter festklammern. Mit etwa einem Jahr werden die Jungtiere entwöhnt. Die Weltnaturschutzorganisation „IUCN“ hat den Bestand des Südlichen Schweinsaffen als „gefährdet“ eingestuft.