Große Trauer im Zoo Osnabrück

Fast 17 Monate hat der Zoo Osnabrück auf sein erstes Nashornbaby gewartet und sich monatelang akribisch auf die Geburt vorbereitet. Gestern Abend dann die niederschmetternde Nachricht: Der kleine Nashornbulle kam tot zur Welt.

„Das Gefühl lässt sich schwer beschreiben. Wir sind alle sehr traurig, fassungslos und enttäuscht“, beschreibt Tobias Klumpe, zoologischer Leiter und zuständig für die Nashörner, die Stimmung im Zoo Osnabrück. „Freitagnachmittag gab es erste Zeichen für die einsetzende Geburt bei Nashornkuh Amalie. Wir holten sie in den Stall, wo dann gegen 19 Uhr die Fruchtblase platzte. Die Geburt ging recht schnell von statten, kaum schauten die ersten Hufe raus, war auch schon das ganze Kalb draußen.“ Die zwei Zootierärzte Thomas Scheibe und Jannis Göttling, Tobias Klumpe und Nashornrevierleiter Franz Schelshorn beobachteten die Geburt auf dem Bildschirm im benachbarten Sandkatzenhaus. Doch sie sahen gleich: Das Jungtier bewegte sich nicht, atmete nicht. „Wir rannten sofort mit dem medizinischen Equipment rüber in den Nashornstall, trennten Jungtier und Mutter und starteten mit den lebensrettenden Maßnahmen. Doch ohne Erfolg. Das Jungtier regte sich überhaupt nicht, zeigte keinerlei Vitalfunktionen und reagierte in keiner Weise auf Reize“, berichtet Zootierarzt Thomas Scheibe. Alles deutet darauf hin, dass das Jungtier tot zur Welt kam. Es wird in den nächsten Tagen in der Pathologie einer Fachklinik untersucht. „Das war wirklich niederschmetternd für uns. Wir haben uns in den letzten Wochen und Monaten intensiv mit Kollegen und Experten von verschiedenen Fachinstituten ausgetauscht, Ablaufpläne gemäß den vorliegenden Studien und Erkenntnissen aufgestellt, engmaschig die Mutterkuh überwacht mit Nachtschichten und Videoüberwachung“, beschreibt Biologe Klumpe.

Auch Franz Schelshorn, seit fast 40 Jahren Tierpfleger und seit 2002 Revierleiter bei den Nashörnern, ist niedergeschlagen: „Der einzige Trost, den wir haben, ist, dass Amalie eine gute Mutter sein wird. Sie berührte ganz vorsichtig ihr erstes Kalb und zeigte viel Interesse, das ist nicht selbstverständlich bei einer Erstgeburt. Sie hat das toll gemacht.“ Schelshorn war überzeugt, dass es ein kleiner Bulle wird und hatte ihm bereits vor der Geburt den Namen „Moses“ gegeben. Amalie konnte sich von ihrem ersten Jungtier noch in Ruhe verabschieden. Der Kuh geht es soweit gut und sie ist nun zurück in ihrer Gruppe mit Vater Miguel und Kuh Lia.

Gründe noch unklar

Warum der kleine Bulle Moses tot zur Welt kam, ist zurzeit unklar: „Wir haben im Moment noch keine Erklärung dafür. Er war vollständig entwickelt, der Mutter ging es bis zur Geburt gut und es gab vorab keinerlei Anzeichen für diesen Ausgang. Genauso wie in der Natur bleibt auch im Zoo mit tierärztlicher Versorgung ein Restrisiko bei Geburten. Wir hoffen, dass die nun folgenden Untersuchungen aufschlussreich sein werden“, erläutert Zootierarzt Scheibe. Bis alle endgültigen Ergebnisse vorliegen, dauert es einige Wochen, dem Zoo war es jedoch wichtig zeitnah über das traurige Ereignis zu informieren: „Viele unserer Besucher warteten sehnsüchtig auf den Nachwuchs und fragten immer wieder nach. Jetzt liegt das Wochenende vor uns, da wollten wir die – wenn auch traurige – Nachricht nicht erst am Montag überbringen“, so Biologe Klumpe. Sobald die Untersuchungsergebnisse vorliegen, möchte der Zoo über die Ursache der traurigen Geburt informieren.