Flauschig bis stachelig: Nachwuchs im Zoo

Kleine Katzen streifen durch hohes Gras und flauschige Küken stehen auf langen Beinen im Wasser – Besucher können zurzeit jeweils zwei Jungtiere bei den Servalen und Flamingos im Zoo Osnabrück entdecken. Auch bei den Stachelschweinen und Schweinsaffen läuft Nachwuchs zwischen den älteren Artgenossen umher.

Als Zoopädagogin Ruth Schnetgöke vor etwa vier Wochen die kommentierte Fütterung bei den Servalen machen wollte, wunderte sie sich: „Die Katze brauchte viel länger als sonst, um zum Fressen zu kommen.“ Als Schnetgöke ein Stückchen an der Anlage entlang ging, wurde die Zoopädagogin von Besuchern direkt angesprochen: „Wann sind denn die Servaljungtiere geboren?“ Hier entdeckte nun auch die Zoopädagogin die Fellhäufchen im hohen Gras. Etwas versteckt in der Nähe der Scheibe war tagsüber der Servalnachwuchs zur Welt gekommen und wird seitdem von Mutter Nahla versorgt. „In den ersten Wochen nach der Geburt werden die Servale von den Tierpflegern in Ruhe gelassen und die Tiere sind auch kaum zu sehen“, erklärt Tobias Klumpe, wissenschaftlicher Kurator. „Wir wollen die Eltern bei der Aufzucht ihrer Jungtiere nicht stören, damit sie sich erstmal aneinander gewöhnen können.“ Die Tierpfleger betreten die Anlage in dieser Zeit nicht und kürzen zum Beispiel auch das Gras nicht. Aus diesem Grund können sie das Geschlecht des Nachwuchses ebenfalls erst später feststellen und ihnen dann erst einen Namen geben. Die Tierpfleger beobachten die Familie aber von außen sehr genau und überprüfen so, ob es den Jungtieren gut geht.

 

Auf flinken Pfoten die Anlage erkunden

Mittlerweile sind die zwei kleinen Katzen über fünf Wochen alt und Besucher können sie bei schönem Wetter immer häufiger an der Scheibe ihrer Anlage sehen. „Den Jungtieren geht es super“, berichtet Klumpe, „Sie laufen schon durch die Anlage und spielen einige Meter von der Mutter entfernt.“ Nähert sich Vater Tano dem Nachwuchs, verscheucht Nahla ihn fauchend. Tobias Klumpe schmunzelt: „Das ist üblich bei Servalen, aber keine einfache Aufgabe bei zwei neugierigen Kätzchen, die in unterschiedliche Richtungen stolpern, um ihre Umgebung zu erkunden.“ Wenn die Mutter und ihre Jungen aneinander gekuschelt im Bambusgras liegen, erlaubt Nahla dem Kater sich der Gruppe zu nähern und seine Familie genauer zu betrachten. Doch in der Regel ist sie alleine für die Aufzucht der Jungtiere zuständig und niemand darf ihnen zu nahekommen.

 

Weiterer Nachwuchs bei den Flamingos

Anders verhält es sich bei den Flamingos, die in Kolonien leben und sehr gesellige Vögel sind. Deshalb werden auch die Küken schnell in die ganze Gruppe integriert. Besucher können derzeit vier graue Jungvögel beobachten. Der warme Sommer hatte die Flamingos in Paarungs- und Brutstimmung versetzt. „Im Mai fangen die Flamingos an ihre Nester aus Schlammhaufen zu bauen: Sie errichten einen kleinen Hügel, in den sie eine Mulde für die Brut drücken. Durch die Sonne härtet der Schlamm aus und wird zu einem stabilen Gebilde, das den ganzen Sommer über als Nest dient“, erklärt Andreas Wulftange, wissenschaftlicher Kurator. Die Brutzeit der Flamingos beträgt etwas mehr als 30 Tage. Wenn die Küken schließlich geschlüpft sind, füttern ihre Eltern sie mit der Kropfmilch, die sich im oberen Verdauungstrakt der ausgewachsenen Flamingos bildet. Am 7. September kamen zu den zwei im Juli und August geschlüpften Küken noch zwei weitere Flamingojungtiere hinzu. Weißgrau stehen sie nun auf langen Beinen zwischen den älteren Zöglingen. „Die älteren Küken haben sich in den letzten zwei Monaten sehr gut entwickelt. Sie sind gewachsen, bekommen langsam das Federkleid eines erwachsenen Flamingos und den typischen Seihschnabel“, berichtet Wulftange. Erst an den Federn des „Erwachsenengefieders“ können Biologen anhand eines DNA-Test das Geschlecht der Tiere feststellen.

 

Noch weiche Stacheln bei den Nagetieren

Muttermilch bekommt auch das am 27. August geborene Stachelschweinjungtier. Anders als beim Servalnachwuchs mussten die Tierpfleger und Andreas Wulftange das kleine Nagetier direkt in den ersten Tagen nach der Geburt untersuchen, da die Stacheln sehr schnell aushärten – später können sie es kaum noch anfassen. „Bei so jungen Tieren ist es allerdings schwierig das Geschlecht zu bestimmen“, berichtet Wulftange, „die Geschlechtsteile von Männchen und Weibchen sehen bei Stachelschweinen sehr ähnlich aus und man muss genau hinschauen, um zu sehen, welches Geschlecht das Nagetier hat.“ Der Biologe ist sich aber sicher, dass die Stachelschweine erneut ein Weibchen zur Welt gebracht haben. Das junge Nagetier lebt nun mit seinen zwei fünf Monate alten Schwestern Mikado und Majong und den Eltern im Zentrum des Zoos. Sie wird immer neugieriger und wandert mittlerweile schon mit ihrer Mutter über die Anlage oder erkundet die ein oder andere Höhle. Besucher können das kleine Stachelschwein mit ein wenig Glück auf ihrer Anlage gegenüber vom Elefantenhaus entdecken.

 

Affennachwuchs in der Großfamilie

Einige Abbiegungen weiter lebt im Affenhaus seit fast zwei Monaten quirliger Schweinsaffennachwuchs. „Das Jungtier ist fit, gesund und wird immer selbstständiger bei der Erkundung seines Zuhauses“, erzählt Tierpflegerin Nina Gangei, die das Affenjungtier am 26. Juli entdeckte. „Doch wenn es übermütig wird und sich zu weit von der Mutter entfernt, hält sie ihr Junges am Schwanz fest und holt es zu sich zurück.“ Die Schweinsaffen-Mutter ist auch primär für die Aufzucht ihres Nachwuchses zuständig. Das liegt vor allem daran, dass sich der kleine Affe bisher nur von Milch ernährt und sich erst langsam an andere Nahrung herantastet. Schweinsaffen leben in einem großen Familienverband und je älter und selbstständiger der Nachwuchs wird, desto mehr passen auch andere Artgenossen auf das Jungtier auf. Die Tierpfleger lassen die Affenfamilie zunächst in Ruhe, weshalb sie das Geschlecht des Nachwuchses nur bestimmen können, wenn er zufällig in einer passenden Position sitzt. Besucher können Mutter und Kind mit dem Rest der nun insgesamt 15-köpfigen Schweinsaffen-Gruppe auf dem Affentempel oder bei kühleren Temperaturen im Affenhaus beobachten.

 

 

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Wissenswertes zu Servalen (Leptailurus serval)

Der Serval ist eine mittelgroße, auf dem afrikanischen Kontinent südlich der Sahara verbreitete Wildkatze. Auffällig sind neben den extrem großen Ohren die sehr langen Beine, die ihm in dem hohen Gras der Savanne einen guten Überblick verschaffen. Als Bodenbewohner bevorzugt der Serval neben Savannen auch gemischtes Busch- und Waldland und Feuchtbiotope. Nichtsdestotrotz ist er ein guter Kletterer und begibt sich bei Gefahr auf Bäume. Die Jungtiere werden entweder in Erdbauten anderer Tiere geboren oder im Schutz dichten Pflanzenbewuchses. Der Serval ist, wie viele Katzen, ein typischer Einzelgänger und zeigt ein stark ausgeprägtes Territorialverhalten.

 

Wissenswertes über Flamingos (Phoenicopterus)

Flamingos sind eine weit verbreitete Vogelart. Sie kommen in Süd-, Mittel- und Nordamerika sowie Europa, Afrika und Südwestasien vor. Der Schnabel von Flamingos verändert sich in den ersten Lebenswochen stark: Bei der Geburt ist ihr noch gerade. Erst mit der Zeit entwickelt er sich und wird größer, bis er die typische gebogene Form hat. Mit ihrem Schnabel können Flamingos bei der Nahrungssuche das Wasser zum Beispiel nach kleinen Krebsen und Algen filtern. In der Wildbahn reicht ihr Nahrungsspektrum von kleinen Fischen über Einsiedlerkrebse, Muscheln und Algen bis hin zu Schlamm. Im Zoo stehen vor allem sogenannte Flamingo-Pellets, die aus einem Gemisch aus diversen Pflanzenarten, Fischmehl, Sojaöl, Vitaminen und Mineralstoffen bestehen, auf dem Speiseplan.

 

Wissenswertes zu Stachelschweinen (Hystrix indica)

Weißschwanz-Stachelschweine gehören zu den größten Nagetieren. Sie leben in der Türkei, dem östlichen Mittelmeerraum, Zentralasien, Indien, Nepal und der Volksrepublik China. Stachelschweine ernähren sich von Pflanzenknollen, Wurzeln, Baumrinde und Früchten. Sie erreichen eine Körperlänge von rund 60 bis 90 Zentimetern und ein Gewicht von etwa 13 bis 23 Kilogramm. Nach einer Tragzeit von 90 Tagen bringen Stachelschweine ein bis vier Jungtiere zur Welt.

 

Wissenswertes über Schweinsaffen (Macaca nemestrina)

Schweinsaffen sind eine Primatenart aus der Gattung der Makaken. Ihren Namen erhielten sie aufgrund ihres schweineartig geringelten Schwanzes. Ihr Fell ist kurz und an der Oberseite olivbraun und gräulich, an der Unterseite weiß. Schweinsaffen erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 43 bis 77 Zentimetern, ein Gewicht von 5 bis 14 Kilogramm. Ihre Nahrung, die größtenteils aus pflanzlicher Kost besteht, suchen sie in erster Linie am Boden. Nach einer Tragzeit von 6 Monaten bringen Weibchen ihre Jungtiere zur Welt, die sich dann am Bauch ihrer Mütter festklammern. Etwa ein Jahr lang werden Jungtiere gesäugt. Die Weltnaturschutzorganisation „IUCN“ hat den Bestand des Südlichen Schweinsaffen als „gefährdet“ eingestuft.