Ein Waschbären-Superhelden-Trio

Rocket, Hancock und Jean – so heißen die drei neuen Waschbären, die die Herzen ihrer Pflegerinnen und Pfleger im Sturm erobert haben. Sie haben zwar keine Superkräfte wie ihre Namensgeber, sorgen aber für ziemlich viel Trubel in ihrem neuen Zuhause im Zoo Osnabrück

„Die drei kamen bereits im Juli als Jungtiere aus der Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen zu uns. Dort waren sie kurz nach ihrer Geburt im Frühjahr als Fundtiere abgegeben worden“, berichtet Andreas Wulftange, Zoologische Leitung im Zoo Osnabrück. „Wir möchten in Zoos Handaufzuchten möglichst vermeiden, sodass die Wildtiere auch ihre natürlichen Verhaltensweisen behalten. Diese Jungtiere konnten jedoch nur so überleben und da sie zu dritt sind, zeigen sie auch ein für Waschbären normales Sozialverhalten – anders als Tiere, die alleine in Menschenobhut aufwachsen und sich nur am Menschen orientieren.“ Nachdem Rocket, Hancock und Jean zunächst im Quarantänegehege hinter den Kulissen des Zoos weiter großgezogen und später wie vorgeschrieben kastriert worden sind, leben sie nun auf der großen Waschbärenanlage in der nordeuropäischen Tierwelt „Kajanaland“ gemeinsam mit den zwei älteren Artgenossen Rosie und Lieselotte. „Die beiden sind nicht so zutraulich und auch sehr viel ruhiger als diese Rasselbande. Beim Füttern steigen die Drei gerne auf unseren Schoß oder eben auch gleich in den Futtereimer“, lacht Tierpfleger Janis Schröder. „Wir freuen uns schon sehr, wenn wir den Besuchern hoffentlich bald das Trio vorstellen können, sobald wir wieder öffnen dürfen.“

Drei Allesfresser auf geschickten Pfoten

Bis dahin wachsen die maskierten Superhelden noch und testen ihre Beschäftigungsangebote im Gehege. „Waschbären lieben es, ihre Vorderpfoten einzusetzen, daher stammt auch ihr Name. Denn wenn sie damit im Boden oder im Wasser nach Nahrung suchen, sieht es aus, als würden sie waschen. Damit die aktiven Raubtiere gut beschäftigt sind, haben wir verschiedene Gefäße und Behälter installiert, in denen wir ihr Futter verstecken – das holen sie dann mit viel Geschick wieder heraus“, erklärt Kerstin Seifert, Tierpflegerin und Revierleiterin in „Kajanaland“. Besonders gern fressen die Rabauken alles, was süß ist. „Waschbären sind Allesfresser, sie bekommen Fleisch und Fisch, Gemüse und Obst. Beliebt sind vor allem Weintrauben, Melone, Apfel oder auch mal Zwieback.“

Der Zoo musste die drei Waschbären kastrieren, da sie zu den sogenannten invasiven Arten gehören, wie Andreas Wulftange erklärt: „Das sind Tierarten, die eigentlich nicht bei uns heimisch sind, hier aber überleben und sich aufgrund von fehlenden Fressfeinden unkontrolliert vermehren können. So können große Schäden für die heimische Flora und Fauna entstehen. Deswegen dürfen Zoos Waschbären auch nur noch mit Ausnahmegenehmigung und kastriert, also ohne Zucht halten.“

Capybara-Nachwuchs kuschelt durch den Winter

Ebenfalls ein ganzes Stück gewachsen in Abwesenheit der Besucher ist der doppelte Nachwuchs der Capybaras, auch Wasserschweine genannt. Mütter Gaga und Jenna sowie Vater Fred kuscheln sich im Südamerikahaus mit ihren sechs Jungtieren durch das graue Winterwetter und genießen hier die Wärme. Der Nachwuchs kam Ende Oktober und Anfang November zur Welt, zusätzlich tummeln sich vier Jungspunde, geboren im Mai, in der Gruppe. Da Wasserschweinjungtiere Nestflüchter sind, fressen sie bereits ab dem zweiten Tag feste Nahrung und so genießen die Kleinen bereits Möhren, Rote Beete, Paprika, Fenchel sowie Heu, Laub und Müsli. Die Familienbande, bestehend aus 13 Tieren, lebt harmonisch zusammen und insbesondere Vater Fred ist sehr geduldig mit seinem Nachwuchs, der auch mal über ihn hinwegklettern darf.

Wer die Waschbären und die Wasserschweine im seit dem 1. November Corona-bedingt geschlossenen Zoo unterstützen möchte, kann auf der Homepage des Zoos unter www.zoo-osnabrueck.de ganz einfach für das Futter der Tiere spenden. Auch Patenschaften helfen den Tieren. Weitere Informationen hierzu gibt es ebenfalls auf der Homepage. Zusätzlich warten im Zoo-Online-Shop tierisch schöne Geschenkideen für die Bescherung unter dem Weihnachtsbaum. Als Dankeschön für die Unterstützung veröffentlicht der Zoo zahlreiche Video-Podcasts vom Leben der Tiere im geschlossenen Zoo auf der Homepage und den Social-Media-Kanälen.

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Wissenswertes zu den Waschbären (Procyon Lotor)

Die ursprüngliche Heimat des Waschbären ist Nord- und Mittelamerika. Inzwischen ist er aber auch in weiten Teilen Europas und im westlichen Asien verbreitet. Waschbären bevorzugen Wälder in Gewässernähe, sind aber auch in Siedlungsbereichen zu finden. Waschbären sind Allesfresser. Neben pflanzlicher Nahrung ernähren sie sich auch von Insekten, Vogeleiern, Nestlingen, kleinen Säugetieren, Fröschen und Fischen. Sogar Abfälle stehen auf ihrem Speiseplan. Sie sind vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv und halten in sehr strengen Wintern Winterruhe. In menschlicher Obhut können sie bis zu 20 Jahre alt werden, in der Wildbahn liegt ihre Lebenserwartung bei durchschnittlich fünf Jahren.

Wissenswertes zu den Capybaras/Wasserschweinen (Hydrochoerus hydrochaeris)

Wasserschweine leben im östlichen Teil Südamerikas (östlich der Anden). Sie bevorzugen Wälder mit dichtem Unterbewuchs, sowie offene Flächen in der Nähe von Seen, Flüssen und Sümpfen, da sie eine semiaquatische (teilweise im Wasser) Lebensweise auszeichnet. Sie leben gesellig in kleinen Herden mit drei bis 30 Tieren. Der Speiseplan besteht aus vegetarischer Kost. An Land werden Kräuter, Gräser und Baumrinde gefressen, im Wasser weiden sie Wasserpflanzen. Nach einer Tragzeit von 15 bis 18 Wochen werden zwei bis acht Junge geboren. Neugeborene Wasserschweine wiegen circa 1000 Gramm und sind schon so weit entwickelt, dass sie ihrer Mutter folgen können. Sie werden nur zwei Monate gesäugt und müssen dann schnell selbstständig werden. Wasserschweine können sehr gut schwimmen und bei Gefahr minutenlang tauchen. Zwischen den Zehen sind Schwimmhäute ausgebildet und ihre Nasenlöcher sind verschließbar.